Rennmaus VG

Dieses Thema im Forum "Verhalten" wurde erstellt von Luzie F.R., 4. Juni 2014.

  1. Luzie F.R.

    Luzie F.R. Erfahrener Benutzer

    Registriert seit:
    8. September 2011
    Beiträge:
    753
    Paradigmenwechsel in der Rennmaus Vergesellschaftung

    --------------------------------------------------------------------------------

    Hallo Zusammen!

    Ich glaube ich gehe so ziemlich jedem der Rennmäuse hält/vergesellschaftet oder ähnliches damit auf den Zeiger ;)
    Trulla, Danke fürs anschieben den Thread zu eröffnen!

    Ich verfolge seit längerem Rennmaus Vg-Threads in unterschiedlichen Foren.
    Mir fällt auf, dass primär mit dem Trenngitter gearbeitet wird.
    10-14 Tage am Trenngitter, dann Gitter hoch oder TB und hoffen dass es keine Hackrenner gibt.
    Manchmal gehts gut, manchmal nicht.

    Leider werden dabei viele Renner zu Wanderpokalen, wenn sie nach der Prozedur ihre "Partnermaus" verletzen.

    Nun habe ich mir Gedanken gemacht, mich auf mein Bauchgefühl verlassen und
    "probiert".
    Mongolische Rennmäuse leben in der Natur in größeren Gruppen, jede Familie hat ihr eigenes Nest. Sie sind also durchaus sozial.

    Extrem positiven Erfolg habe ich mit einer anderen Methode. Hab das in einigen Renner VG-Threads auch schon angedeutet.

    Bisher habe ich beide Mäuse auf neutralem Boden zusammen geführt.
    Bewaffnet mit einem Handfeger, habe ich beide Mäuse mit Körnerfutter und Wassernapf in die Badewanne gesetzt (Vorher heiß ausgespült, damit es warm ist und sie sich nicht erkälten).
    Die Tiere hatten so
    a). Viel Platz um sich zu bewegen und sich notfalls auch aus dem Weg zu gehen
    b). einen neutralen Boden der nach nichts gerochen hat.

    Ich verbringe dann meist 1-2 Stunden mit den Mäusen in der Badewanne und beobachte.
    Hier kann man alleine vom Verhalten und der Körpersprache der Maus ja schon einiges sehen.
    Angelegte Ohren, die Angriffsstellung (U-Stellung) und die Tatsache ob die Maus überhaupt Kontakt sucht.
    Die Vergesellschaftungen liefen immer sehr friedlich ab. In Einzelfällen musste ich mal eingreifen und eine Maus die überfordert war mit dem Handfeger ein wenig zur Seite schieben.

    Anschließend kommt es immer ein bisschen auf die Mäuse oder die Situation an.
    Bei Mäusen die bereits lieb in der Badewanne sind d.h. nebeneinander fressen, friedliches Schnüffeln am jeweils anderen usw. setze ich eine Faunabox (ca 30 cm). Diese Box kann ich dann zur Nacht auch beaufsichtigen.
    Ist alles ruhig (über Nacht) ziehen die Mäuse am nächsten direkt in eine Duna ein. Ich glaube es ist ne 50 cm Duna die ich hier habe.
    Nach zwei Tagen Duna dürfen sie ins 100 cm Aqua.

    Mäuse die in der Badewanne noch sehr aufgeregt waren oder ich mir nicht ganz sicher war, die setze ich für eine Nacht ans TG und starte Abends wieder die Badewannenaktion. Und anschließend eben so weiter wie oben beschrieben.
    Letzteres ist im Jahr 2014 einmal vorgekommen.

    Mäuse die sich bereits in der Badewanne kugeln und(!) Beissen trenne ich sofort und würde hier auch eine VG mit den beiden nicht mehr versuchen.
    Da bekommt dann jeder ein anderes Partnertier. Ist allerdings bisher so nicht vorgekommen.

    Gescheitert ist mir eine VG in der ganzen Zeit. Hier war in der Badewanne alles ok, in der Box auch. Aber es wurde nicht gekuschelt. Das habe ich dann eher als Zweck Gemeinschaft empfunden und habe daher getrennt.

    Ansonsten sind bei mir dieses Jahr 20 + VG´s (mit Jungtier VG´s 40 VG) nach dieser Methode erfolgreich verlaufen. Darunter befanden sich "Irre Beisser", adulte Tiere, Langzeitsolos, Tiere ohne DD, Tiere die bereits andere Mongolen in ihrer Vergangenheit tödlich verletzt haben, Tiere die dem Tod von der Schippe gesprungen sind, weil Exhalter noch rechtzeitig eingegriffen hat.


    Nun frage ich mich natürlich woran das liegt?!
    Aus meinen Erfahrungen schließe ich dass die engen Raumverhältnisse bei den Rennern während einer VG auf kurz oder lang zu Aggressionen führt, die sich dann auf das Partnertier entladen.
    Ebenfalls ist glaube ich das erste Zusammentreffen auf großem Raum eher ein natürliches Verhalten der Rennmaus darstellt. Wie eben in der Natur auch. Man trifft zufällig beim Erkunden neuer Reviere auf andere Mäuse. Entweder man mag sich oder man mag sich nicht.
    So werden viele Solo Tiere, die vielleicht mit der Enge nicht klar kommen, zu den typischen Wanderpokalen.
    Das könnte vermieden werden wenn sich diese beschriebene VG Methode in der Mäuseszene etabliert.

    Würde mich über Diskussionen und Erfahrungsberichte freuen :)
    __________________
    Viele Grüße von Punkratz, Fibi, den vieeeeelen Stachis und Hammi Hamster
    "Ein einzelnes Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier!"

    Guten Morgen!

    Diesen Artikel habe ich gerade in der Mausebande gefunden und wollte ihn Euch nicht vorenthalten.

    Liebe Grüße ! Marion
     
  2. Roxy

    Roxy VIP-User VIP

    Registriert seit:
    22. Februar 2007
    Beiträge:
    1.221
    Hallo Marion

    Vielen Dank für das Einstellen von diesem VG-Bericht.
    Vielleicht wäre es jedoch noch gut, den ganzen Link anzugeben, da es sich bei dem obigen Ausschnitt ja um den Startschuss einer Thread - Diskussion handelt.

    Ich habe vor Jahren auch einige VG's sehr ähnlich wie hier beschrieben durchgeführt. Jedoch weil es ansonsten nichts wirklich im Netz zu finden gab bzw. ich auch noch zu jung war und wir kein Internet hatten. Später, als ich mir dann Infos sammelte, habe ich (leider) auf die TG-Methode, eine Zeitlang auch noch kombiniert mit der Panikbox umgestellt. Zwischenzeitlich bin ich jedoch schon lange wieder ziemlich nahe an der oben beschriebenen natürlichen VG-Methode, die an die Partnersuche der Wildrenner anlehnt.
    Ich arbeite aber noch immer mit dem TG, jedoch immer nur so kurz wie möglich. Von wochenlangen TG-Phasen in extrem kleinen Becken halte ich nach wie vor nichts. Auch sind bei mir die Abteile auch immer komplett eingerichtet inkl. Laufrad auf beiden Seiten. Das Becken wähle ich dafür ebenfalls so gross wie möglich. Mein Lieblinsterri dafür war/ist bis jetzt das 120x60er, welches somit ein 60x60er Abteil für jedes Tier gibt.

    Mir fehlte aber trotzdem immer irgendetwas bei den ganzen VG-Prozeduren. Zu 100% zufrieden war ich nie mit der Situation. Vor einiger Zeit habe ich bereits von der freien VG ohne vorherige TG-Phase gehört, jedoch dann nicht weiter mehr erfahren und mich zu dem Zeitpunkt auch nicht an die direkte VG getraut. Vor allem, weil ich schon einiges erlebt habe, was aufeinander losgehende Mäuse angeht. Dann ist man in gewissem Sinne vorbelastet. Allerdings blieb mir das immer im Hinterkopf und ich wollte schon lange diese Person ausfindig machen, die das anscheinend schon lange so praktiziert - mit grossem Erfolg, sofern dies auch stimmt. Mir kommt an dieser Stelle jedoch unweigerlich auch der Gedanke, wie hoch die Zahl der gescheiterten VG's ist. Man kann noch lange sagen, dass xy VG's prima geklappt hat und dabei die schlecht gelaufenen untern Teppich kehren. Mensch erzählt immer nur lieber das Lobenswerte und tolle. Ich will natürlich keinesfalls schwarzmalen oder dergleichen, jedoch möchte ich nicht gleich himmeljauchzend sofort eine neue VG-Methode hochloben, welche bis anhin nur von einer bekannten Person durchgeführt wird und auf die unzähligen VG's die schon nur in der Schweiz und Deutschland wöchentlich gemacht werden, kein aussagekräftiges Gegengewicht liefert.
    Allerdings bin ich absolut positiv gegenüber dieser natürlichen VG-Methode eingestellt und es währe genial, wenn man diese vermehrt einführen könnte. Vor allem wenn sie wirklich so gut klappen sollte, wäre es für die Tiere, wie auch die Besitzer eine massive Stressreduktion und das ist letztendlich in meinen Augen immer das erstrebenswerteste.
    Oben beschriebenes ist aber vor allem für Laien nur sehr vorsichtig zu empfehlen, da es eine gute Kenntnisse der Rennmaussprache und deren Sozialverhalten voraussetzt. Es ist sehr wichtig, dass man nicht zu früh eingreift aber sofort reagiert, wenn es nötig ist. Diese Balance zu finden, ist auch für erfahrene Personen nicht immer einfach.

    Ich habe kürzlich einen ersten Versuch mit der freien VG-Methode gewagt.

    Die Tiere dazu waren Baileys, Kastrat Goldfuchs geb. 19.8.2012

    Baileys hat in seinem Leben leider schon einiges unschönes erleben müssen.
    Als Jungtier habe ich ihn mit dem knapp jährigen Xenon vergesellschaftet, was auch prima geklappt hat. Ca. ein Jahr später wurde ich jedoch wie aus heiterem Himmel mit einem Horrorszenario konfrontiert, von welchem man zwar schon immer mal wieder was gehört oder gelesen hat aber irgendwie nie denkt, dass es das wirklich gibt. Xenon hat Baileys so übel zugerichtet und verbissen, dass das ganze Terri über und über mit Blut verschmiert war. Baileys verlor kurz darauf auch einen Teil seines Schwanzes aber ansonsten verheilten seine körperlichen Wunden gut. Er liess ich sicher aber mit keinem anderen Männchen mehr vergesellschaften, woraufhin ich ihn dann kastrieren liess.
    Die erste VG mit einem Weibchen scheiterte aber mit dem zweiten Mädel, Sunny, klappte es dann endlich. Es war eine grosse Liebe zwischen den Beiden. Sie waren mein Traumpärchen schlechthin. Vor wenigen Wochen war dann war aber der Frieden völlig unerwartet erweise vorbei. Ich weiss nicht wieso und weshalb aber Baileys jagte Sunny immer wie heftiger durchs Terri bis auch Blut floss.
    Seit daher ist Baileys also wieder alleine.
    Ich versuchte ihn zwei Wochen später mit Skjòna, einem verwaisten Weibchen mit der üblichen TG-Methode zu vergesellschaften. Am TG verlief alles sehr friedlich und ruhig. Bei der Zusammenführung in der Badewanne entpuppte sich Skjòna jedoch zu einem sehr dominanten „Hexenweib“. Sie wollte Baileys definitiv nicht in seiner Nähe haben. Die Zähne setzte sie zwar nicht ein und es kam zu keinem Zeitpunkt zu blutigen Beissereien aber als ich sie ins Terri mit nur Streu setzte, scharrte Sjòna demonstrativ und heftig vor Bailey’s Nase in der Streu. Ein klares Signal: hau sofort ab, oder es knallt gleich. Darauf hin, fügte sich ein weiterer Vermerk „VG gescheitert“ in den Notizen von Baileys.

    Aileen, Weibchen Agouti Kragenschecke, geb. 4.3.2012

    Aileen lebte bis vor wenigen Wochen immer mit ihrem Gspänli Chayce zusammen. Sie kamen damals als Jungtiere einzeln zu mir und wurden miteinander vergesellschaftet. Schon bei der VG zeigte sich Chayce als sehr ruppig und nicht sonderlich sozial. In den letzten zwei Jahren zeichnete sich dies auch immer wieder ab, in dem sie Aileen mal mehr, mal weniger mobbte. Die letzte Zeit wurde das Mobbing leider deutlich heftiger, worauf ich die zwei Damen trennte.

    Ich nahm nun also Baileys und Aileen und setzte sie in die Badewanne, ohne dass sie sich davor jemals gesehen oder beschnuppert haben. Ein Löffelchen Körner verteilt und dann machen lassen. Zu Beginn sah alles sehr gut aus. Beide wirkten sehr entspannt und friedlich. Ich war schlicht überwältigt, von dem ruhigen sich kennen lernen der Beiden. Von der TG-Methode kenne ich es vor allem, dass die Tiere ziemlich schnell und direkt aufeinander zu gehen, sobald sie zusammen gelassen werden. Jetzt ohne TG lief es eher wie eine sehr ungezwungenes, so nebenher sich mal Beschnuppern ab: „ah da ist ja noch jemand, mal schauen ob ich den mag“.
    Nach ca. 3 Stunden brannte dann aber leider bei Baileys eine Sicherung durch und er begann Aileen aufs Übelste zu bedrängen und zu jagen worauf diese immer wie mehr in Panik geriet und nur noch flüchten wollte. Die Jagerei wurde immer wie heftiger, zwar ohne Beissen aber Aileen riss schon vor Angst das Mäulchen auf, was gar kein gutes Zeichen ist.

    Meinen ersten Natürlichen VG-Versuch verzeichne ich leider als gescheitert.




    Heute habe ich dafür den zweiten Versuch gestartet.

    Die Tiere dazu sind folgende:

    Wieder Aileen, Weibchen geb. 4.3.2012
    und Lishka, Kastrat Gold Kragenschecke geb. 14.2.2012

    Lishka lebte seit seiner Geburt mit seinem Bruder Yasha zusammen. Dies immer sehr harmonisch.
    Vor zwei Monaten muss aber auch da etwas mir unerklärliches passiert sein. Yasha hat Lishka über Nacht fast totgebissen. Lishka hatte kaum mehr Fell und war über und über mit Bisswunden übersäht. Ein grauenhafter Anblick. Ich hatte schreckliche Angst Lishka zu verlieren.
    Zum Glück aber hat er sich relativ rasch erholt, die Wunden sind verheilt und das Fell nachgewachsen. Leider hat aber auch er seinen halben Schwanz einbüssen müssen.

    Ich setzte Lishka und Aileen in die Badewanne, ohne dass sie sich vorher jemals gesehen oder beschnuppert haben.
    Auch hier ein wenig Körner in der Wanne verteilt und machen lassen.

    Dieses Mal habe ich ein paar Filmchen gemacht. Es ist wahnsinnig interessant zu sehen, wie zwei sich fremde Rennmäuse verhalten, die sich das erste Mal treffen.

    Gerne zeige ich euch diese kurzen Filmsequenzen.

    https://www.youtube.com/watch?v=RxxXDpMBBnk

    https://www.youtube.com/watch?v=FjKFHB4K0Ac&feature=youtu.be

    https://www.youtube.com/watch?v=cqTM8Z-Scgc&feature=youtu.be

    https://www.youtube.com/watch?v=cR2wrwkDnrk&feature=player_detailpage

    https://www.youtube.com/watch?v=JDdGWkyHbSg&feature=player_detailpage

    (irgendwie habe ich nicht mehr rausgefunden, wie ich ein Video richtig im Forum hochladen kann. Falls mir das evtl. einer der Admins richtgen kann, wäre das sehr lieb. Und sonst hoffe ich, dass es trotzdem funktioniert.)

    Der Ausgang dieser VG ist noch offen. Sie sind seit 3 Stunden friedlich zusammen und sitzen im Moment in einem 60x30er Terri mit wenig Streu, Futter, Wasser, einem Häuschen und Heu. Ich hoffe natürlich sehr, dass es klappt und die zwei zusammen bleiben können! Wäre super!

    Übrigens ist auch Skjòna zwischenzeitlich erfolgreich mit Chayce vergesellschaftet.
    Diese VG habe ich nochmals mit dem TG gemacht. Sie waren aber nur 3 Tage am Gitter. Die zwei verstehen sich inzwischen sehr gut. Wieder einmal eine VG, bei der sich zwei dominante "Giftnudeln" gefunden haben.:e025:
     
  3. YkraD

    YkraD Benutzer

    Registriert seit:
    18. Oktober 2010
    Beiträge:
    42
    Hallo,

    ich hoffe ich werde hier nicht gelyncht,


    Die Videos kann man anschauen wenn man aufs Youtube-Bild klickt (den Link davor wie wild anzuklicken bringt nichts :D ).

    Die Badewannen-VG finde ich spannend, aber mir stellt sich hier die Frage, ob dies dann eben langfristig hält, wenn ich mir die Videos anschaue, wirken die Mäuse immer mal wieder so, als ob der neue Ort (Badewanne) im Vordergrund ist und nicht das Gspänndli. Das könnte dann auch erklären, wieso die VG später scheitern. Dies ist aber nur mein Eindruck von den Videos her. Wie schonmal geschrieben, habe ich selber noch nie VG, habe aber Mäuse zur VG gegeben, klassisch am TG, was dann auch gut geklappt hat (bei den einen schneller, bei den anderen länger) und bis zum Tod war es dann ein gutes Team (abzusehen von den Berichten oben, "Krabbelvieh" und "Würmer").

    Ich finde es etwas schade, dass du deinen Bock kastriert hast, da man dies bei Rennmäusen eigentlich garnicht macht, und laut einigen Berichten diese Mäuse dann ein Einzeldasein fristen müssen, da sie für andere Mäuse "weder" "noch" sind und diese damit nicht klarkommen.
     
  4. Luzie F.R.

    Luzie F.R. Erfahrener Benutzer

    Registriert seit:
    8. September 2011
    Beiträge:
    753
    Hallo Rebi!

    Ich glaube,das darf ich gar nicht,weil ich da gegen Forenregeln verstoße.
    Aber so nen ähnlichen Vorschlag hatte ich Dir ja schon mal gemacht,mit meiner Frage ,was passiert,wenn sich mehrere Renner (also mehr als 2) treffen.
    Ich schicke Dir ne PN.

    LG!
     
  5. affu

    affu Erfahrener Benutzer

    Registriert seit:
    21. Februar 2010
    Beiträge:
    162
    Hallo zusammen

    Hier mal meine Erfahrungen zur VG - denke es gibt viele Ansätze die klappen.
    Da meine erste Badewanne VG (die erste VG, die ich jemals durchgeführt habe) nicht sehr schön geendet hatte, habe ich mich nie mehr richtig getraut ohne TG. Nur 1x mit einem Jungtier, was auch gut geklappt hat. Ansonsten tendiere ich, wie oben geschrieben zum Trenngitter. Es gab aber auch schon Fälle, wo ich das Trenngitter nach 2-3h heraus genommen habe, weil die Tiere so friedlich waren - was dann auch schon 2 mal sehr gut geklappt hat. Ich denke es hängt auch hier stark vom Soziaverhalten und Charakter der einzelnen Mäuse ab. In der Regel mache ich auch keinen Seitenwechsel bei der TG-Methode, ich denke das stresst die Tiere zu sehr. Aber meistens tausche ich mal das Laufrad oder das Sandbad um zu sehen, wie sie darauf reagieren.

    Ob sich die Aussage mit dem Beissen und Kugeln wohl eher aufs Beissen bezieht? Ich hatte schon Fälle, wo die VG trotz anfänglicher Kugelbildung gut geklappt hat. Die letzten paar Male habe ich es so gemacht, dass ich nach Entfehrnung des Trenngitters mit Handschuhen bewaffnet eine sehr lange Zeit daneben sitzen blieb und bei jeder auch nur ansatzweiser Kugelbildung sofort eingegriffen habe (lieber einmal zuviel). Liess die Mäuse aber zusammen - nur auseinander schieben. Die letzen 3 Male konnte ich so sehr schnell ohne allzu lange TG-Phasen vergesellschaften. Aber ich denke, dazu muss man das Rennerverhalten recht gut einschätzen können. Ich denke auch, dass die Badewannenmethode für Personen mit wenig Rennererfahrung etwas schwierig ist. Da man doch das Rennerverhalten gut muss einschätzen können.

    Ich denke die Kastration von einem Bock ist durchaus eine Möglichkeit, wenn die VG's mit einem anderen Bock mehrmals fehlgeschlagen sind. Ich hatte bis jetzt erst einen Rennmauskastraten aus dem Tierheim (habe ihn nicht selber kastrieren lassen) und das hat super geklappt bei der VG mit meiner sehr "beissfreudigen" Rennerdame (3 VG's mit Weibchen fehlgeschlagen und sehr blutig geendet - jeweils nach mehreren Wochen friedlichem zusammen leben). Auch die 2te VG mit einem jungen Weibchen hat dann geklappt, jedoch nicht mit einem ausgewachsenen Bock. Diese VG habe ich aber nicht selber durchgeführt, daher kann ich keine detaillierteren Infos dazu geben. Ebenfalls denke ich das es mit einem zweiten Kastraten gehen müsste.

    lg Senne
     
  6. Roxy

    Roxy VIP-User VIP

    Registriert seit:
    22. Februar 2007
    Beiträge:
    1.221
    Hallo Zusammen.

    Endlich finde ich die Zeit dazu, zu den vorherigen Kommentaren Stellung zu nehmen und meine Erfahrungen niederzuschreiben.

    Vornweg möchte ich sagen, dass die VG mit Lishka und Aileen (die Beiden, welche in den Videos zu sehen sind) traumhaft geklappt hat. Die zwei hatten zu keinem Zeitpunkt gröbere Reibereien. Sie haben sich von Anfang an problemlos angenommen und sind ein Herz und eine Seele. Auch jetzt, bald 4 Wochen später, harmonieren sie nach wie vor bestens. :)

    Deine Anmerkung ist absolut berechtigt und schön mitgedacht, allerdings hat der Ort einer VG wenig Einfluss darauf, ob die VG langfristig hält oder nicht. Natürlich sollte die VG nicht an einem lauten, hektischen Ort durchgeführt werden. Auch sollten z.B. üble Gerüche, grelles Licht usw. vermieden werden aber ich denke, dass unter uns Tierliebhaber solche Dinge selbstverständlich sind und jetzt hier im Forum nicht zwingend extra erwähnt werden müssen. Es sollte daher selbstredend sein, dass man eine VG an einem möglichst ruhigen und auf die Tiere abgestimmten Ort durchführt.
    Es ist absolut normal, dass die Tiere auf neutralem Terrain immer wieder ihre Aufmerksamkeit auf die Umgebung richten, statt auf den noch fremden Artgenossen. Dies ist auch ganz gut so bzw. ist sogar erwünscht, da das kennen lernen so ungezwungen, locker und relativ stressarm vonstatten geht.
    Die zwei lernen sich dabei so quasi nebenbei kennen. Ähnlich einer flüchtigen Bekanntschaft. Ich nehme in solchen Fällen immer wieder gerne das Beispiel einer Meerschweinchen VG. Die Integration eines Neulings klappt meistens viel besser, wenn die Tiere in einem grossen, gut strukturierten Gehege zusammengesetzt werden wo überall Futter verteilt ist, viele Häuschen, Äste etc. Schutz und Sicherheit bieten. Die Alteingesessenen laufen so während dem Erkunden und fressen ganz zufällig dem Neuzuzügler über den Weg und umgekehrt. Zu Anfang wird dieser oft nicht mal direkt wahrgenommen, da ist einfach ein Neues da. Natürlich ist dies jetzt sehr vereinfacht ausgedrückt und auch Meeri-VG's sind nicht immer leicht und erfordern viel Einfühlungsvermögen und eine gute Vorbereitung.
    Bei den Rennern arbeitet man zum Zeitpunkt der Zusammenführung normalerweise auch ohne Einrichtung, es ist also schon nicht ganz das Gleiche. Im Prinzip aber weisen die verschiedenen VG's viele Parallelen auf und sind unterm Strich doch nicht allzu unterschiedlich.

    Ob die VG später scheitern könnte, hängt allerdings definitiv nicht davon ab, ob die Mäuse nun in der Badewanne vergesellschaftet worden sind, mit/ohne vorherigem TG, im Terri mit Streu, in einem neutralem Auslauf auf Teppich, in der Panikbox oder wo auch immer. Der Erfolg einer VG hängt immer zu 100% davon ab, ob die zwei Tiere charakterlich zusammenpassen und somit ein Paar bilden. Ist dies der Fall, sollte das neue Duo normalerweise friedlich zusammenleben, bis dass eins stirbt. Immer garantiert ist dies aber dann doch nicht. Z.B. aufgrund einer Krankheit eines der Tiere, könnte das Kranke vom Gesunden verstossen werden, bei VG's mit Jungtieren zerbrechen viele Duo's wenn das Jungtier in die Rappelphase kommt, sein Charakter sich fertig ausgebildet hat und sich das Tier z.B. zu einem dominanten Plagegeist entwickelt hat, wo er doch als junges Würmchen noch total unterwürfig war.
    Es gibt viele Gründe, weshalb eine Gruppe auseinanderbrechen könnte. Die Sozialisierung im Welpenalter spielt auch hier eine grundlegende Rolle, die Erbanlagen, evtl. Erbkrankheiten etc.

    Versteht sich ein Paar während der VG nur so einigermassen, verbeissen sich aber nicht, so bilden sie in der Regel eine Zweckgemeinschaft, welche aber nie die grosse Liebe sein wird. Oft fangen sie dann erst an zu streiten, wenn das Terri gemistet, neu eingerichtet wird, sie evtl. sogar ein grösseres Terri erhalten usw. Bei einer Zweckgemeinschaft muss man eher damit rechnen, dass die Tiere über kurz oder lang doch wieder getrennt werden müssen. Erfahrene VG Personen können eine solche Zweckgemeinschaft oft bereits während der VG erkennen und trenne dann oft sofort obwohl es nicht zu Beissereien gekommen ist. Ich habe dies auch schon getan.

    Und dann sind noch die Mäuse, die sich sprichwörtlich nicht riechen können und bereits beim ersten Zusammentreffen aufeinander losgehen. Hier spielt es dann auch keine Rolle, ob mit oder ohne TG-Phase und wenn mit TG, dann ist es gleich, ob das TG nur ein paar Tage angewendet wurde oder sogar über Wochen. Die Tiere werden bei der ersten Gelegenheit sofort aufeinander losgehen und sich bis aufs Blut bekämpfen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine längere TG-Phase in solch einem Fall die Aggressionen nur noch mehr schürt und die Tiere somit heftiger aufeinander losgehen.

    Auch will ich noch anmerken, dass z.B. die Panikbox-Methode und die freie VG-Methode in einem Punkt auf dasselbe abzielen. Und zwar ist es das sich fokussieren auf einen äusseren Reiz und nicht auf das fremde Gspänli. In der Panikbox, werden die Tiere, wie es der Name schon sagt, auf extrem engem Raum zusammengesperrt. Die Renner geraten so in Panik (ja der Mensch setzt auf die ausgelöste Panik…) und beide Mäuse versuchen sich so verzweifelt zu befreien und suchen nach einem Ausweg oder harren in einer Schreckensstarre reglos in der Box und hoffen auf ein baldiges Ende. Dem dazugesetzten Artgenossen wird dabei oft keine grosse Beachtung geschenkt, das einzelne Tier kämpft nur ums nackte Überleben. Sie wissen ja nicht, dass sie da wieder heil raus kommen. In dieser Zeit schweissen sich die zwei Mäuse oft aus der Not heraus zusammen und akzeptieren dann den anderen Partner, wenn sie aus der Box rauskommen. Jedenfalls erhofft sich dieser der Rennmausbesitzer. Nicht selten aber geht diese VG-Methode gründlich in die Hose und endet in einem grausamen Blutbad. Nicht zuletzt, da der Mensch mit der Panikbox-Methode nur bedingt eingreifen kann und wenn dann ist es oft schon zu spät bzw. eins oder beide Tiere mussten schon erhebliche Bisswunden einstecken.
    Ich selber habe eine Zeitlang auch die Panikbox nach der TG-Phase angewendet, worunter ich mit dieser Methode die gesamte Palette erlebt habe. Heute lehne ich die Panikbox-Methode entschieden ab und rückblickend bin ich der Meinung, dass dies nichts mit artgerechtem Umgang zu tun hat, sondern eher in Richtung Tierquälerei geht.
    Man beobachte zwei wildlebende Tiere, die aufeinander treffen. Die bewegen sich nicht im Kreis von einem 10-20cm Radius. Nein, sie bewegen sich gemeinsam über grössere Distanzen hin und her, rauf und runter, beschnuppern sich immer wieder, bleiben sitzen und putzen sich oder suchen gemeinsam und/oder getrennt nach Futter. Zwischendurch wird kurz gedöst und neue Kraft gesammelt und dann geht's weiter. Es mit einer Art Spiel zu vergleichen oder aber dem Paarungsbalz von Männchen und Weibchen.
    Auf extrem engem Raum, können sie ihr natürliches Verhalten in keiner Weise ausleben, geschweige denn vor dem anderen flüchten, wenn dem einen der fremde Artgenosse nicht passt.

    Dies mal wieder meine ausschweifende Gedanken von mir mit Exkurs zu den Wildtieren.
    Ich möchte hier nochmals erwähnen, dass sich meine Erklärungen in erster Linie auf meine persönlichen Erfahrungen und intensive Recherchen über das Sozialverhalten von Rennmäusen in freier Wildbahn, wie auch in Gefangenschaft beziehen. Andere haben vielleicht anderes erlebt und/oder mit dem einen oder andere bessere, wie auch schlechtere Erfahrungen gemacht. Es gibt weder richtig noch falsch. Man muss von Tier zu Tier individuell entscheiden, wie eine VG durchgeführt wird. Möglichkeiten gibt es genug. Nur Methoden, die gänzlich dem natürlichen Verhalten der Renner wiederspricht, lehne ich persönlich entschieden ab und sehe diese definitiv als falsch! Bei allem anderen sollte es weder schwarz noch weiss geben, sondern der bestmögliche Weg gewählt werden, der für das Tier am wenigsten Stress bedeutet und so schonend und artgerecht wie möglich ist.


    Deine Aussage zum Thema Bockkastra ist ein altes Ammenmärchen, welches irgendwie hartnäckig in den Köpfen der Rennerhalter und Züchter haftet. Ich höre dies immer und immer wieder und kann nur jedes Mal den Kopf schütteln und sagen, dass das nicht stimmt. Die Kastra von einem Männchen ändert ausschliesslich nur, dass der Bock keine Junge mehr zeugen kann. Den Charakter und evtl. Bockgehabe ändert die Kastra auf keine Weise. Ein Macho bleibt auch nach der Kastra noch ein Macho. Ein gutmütiger Sofie kann auch nach der Kastra kein Wässerchen trüben.
    Für andere Mäuse sind sie nicht "weder noch". Ich wage es zu behaupten, dass die Berichte, in denen dies behauptet wird aufgrund einer oder wenigen gescheiterten VG's mit Kastraten in die Welt geschrien wurden. Diese VG's sind vermutlich nur gescheitert, da die Tiere schlicht nicht zusammengepasst haben, die VG falsch durchgeführt wurde (z.B. aus Unsicherheit vom Besitzer viel zu früh getrennt wurde) oder möglicherweise eins der Tiere krank war und daher nicht vom VG-Gspänli angenommen wurde. Auch dies habe ich schon erlebt.
    Ich habe inzwischen die Hälfte meiner Böcke kastriert und erlebe überhaupt keinen negativen Unterschied bei den Kastraten und den potenten Böcken. Weder im Umgang mit ihren männlichen oder weiblichen Artgenossen. Im Gegenteil: Die Päärchen aus Kastrat und Weibchen sind oft viel harmonischer und spiegeln ein wunderschönes natürliches Verhalten wieder, was ansatzweise erahnen lässt, wie hochsozial diese Tierart in der Wildnis in Gemeinschaft lebt.
    Eine mir bekannte Züchterin lässt ebenfalls regelmässig Böcke kastrieren und vergesellschaftet diese mit überragendem Erfolg in Kombination mit Weibchen, potenten Böcken oder anderen Kastraten. Auch sie kann nur positive Berichte erstatten und greift dabei auf deutlich mehr Erfahrung mit Kastraten zurück, als ich. Wenn möglich, vermeide natürlich auch ich eine OP zwecks Kastra, da die Narkose bei so kleinen Tieren immer ein hohes Risiko birgt. Sind aber bereits einige VG's mit anderen Männchen gescheitert oder liegt ein anderes Problem vor, dann greife ich auf die mögliche Lösung Kastra zurück und ermögliche so dem Tier eine weitere Chance auf ein glückliches Leben in Gesellschaft. Klappt auch dann keine VG, ist das Problem in der Vergangenheit zu suchen und nicht beim Geschlecht des Tieres. Im Laufe meiner Rennerhaltung sind mir schon einige solche "nicht vergesellschaftbare" Tiere untergekommen. Alle waren entweder aus verschiedenen Gründen nicht oder sehr schlecht sozialisiert oder haben ein schlimmes Trauma erlebt. Auch Renner, die bereits fast ihr ganzes Leben in Einzelhaft verbringen mussten, lassen sich oft nicht mehr vergesellschaften, da sie schlicht mit der neuen Situation überfordert sind und nicht wissen, wie auf das fremde Tier zu reagieren ist. Vor allem wenn dieses übermässig seine Grenzen austestet oder sich dominant aufführt.
    Man bedenke, dass die Einzelhaft bei hochsozialen Tieren, wie Rennmäusen immer eine Qual und mit massivem Stress verbunden ist. Ich habe mal ungefähr ausgerechnet, dass ein Jahr Einzelhaft für eine Rennmaus ca. 20 - 30 Jahre Einsamkeit bedeutet. Geht man davon aus, dass eine Maus 80 - 90 Menschenjahre alt werden kann. Ein Hundejahr sind 7 Menschenjahre. So muss ein Mäusejahr eben 20 - 30 Menschenjahre sein, wenn man mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3-4 Jahren rechnet. Man stelle sich dies mal vor... Jedenfalls mir wird dann ganz anders.
    Nicht zu vergessen ist auch, dass das einstige Modetier Rennmaus noch heute oft ohne Rücksicht auf Verluste nur nach Farbschlägen und Fellstrukturen gezüchtet/vermehrt wird. Die Gier der Menschen nach dem Speziellen und Ausgefallenen macht auch vor den kleinen Nagetieren keinen Halt. Und wie immer ist es die Gesundheit und das soziale Verhalten der Tiere, die darunter teils massiv zu leiden hat. Als Beispiel, wollten Züchter unbedingt eine Maus von mir haben, welche einen wunderschönen und seltenen DP (Dark Patch) hatte. Leider aber litt die Dame an Epilepsie, was den Züchtern jedoch egal war. Sie wollten die Maus trotzdem zur Zucht haben. Nur wenige seriöse Züchter suchen ihre Zuchttiere wirklich sorgfältig und nach den Hauptkriterien Gesundheit und Sozialverhalten aus, was aufgrund der geringen Lebenserwartung ein sehr schwieriges Unterfangen ist.
    Auf züchterischen Hinblick und die oft grauenhafte Haltung von Rennmäusen komme ich immer wieder zum Schluss, dass hier das Übel der VG-Probleme liegt. Sprich die Überzüchtung, die damit verbundenen Erbkrankheiten, Kurzlebigkeit, schlechtes Sozialverhalten und durch zusätzlich falsche Haltung auch noch entstandene Traumas, machen es oft immer wie schwerer Rennmäuse noch problemlos zu vergesellschaften.
    Ich beobachte schon seit einigen Jahren mit wachsender Besorgnis, das immer schlechter werdende Sozialverhalten der Rennmäuse und die grösser werdenden VG-Probleme.