Gestern Mittwochvormittag war die Zeit gekommen, mein ältestes Meeri Sina an die Regenbogenbrücke zu führen. Am Dienstagabend schon sah ich, dass sich die Situation der versteiften, arthritischen Hinterläufe drastisch verschlechtert hatte. Gestern wollte sie an der Morgenfütterung nicht mehr teilnehmen und zog sich in ein Häuschen zurück, das sie sonst nicht benutzte …. Diese Zeichen waren genügend für mich. Meine Hoffnung, dass die süsse Maus in ihrer gewohnten Umgebung einschlafen konnte, hatte sich nicht erfüllt und so erwies ich ihr zum Abschied einen besonderen Liebesdienst: Ich liess den Tierarzt ins Gehege kommen. Sina konnte neue Situationen durch ihre altersbedingte Blind- und Taubheit nicht mehr so gut einordnen und ihr Puls raste bei jedem kleinsten Ereignis. Zudem waren ihr das Autofahren und der Geruch der Praxis kaum bekannt, denn in ihrem ganzen langen Leben fuhr sie genau zweimal Auto: Einmal in ihre neue Heimat zu uns und das andere Mal musste sie vor drei Jahren wegen einer Augenverletzung zum TA. So durfte Sina ohne Aufregung und Ängste in ihrer vertrauten Umgebung würdig die Reise in die Anderswelt antreten und es war sehr stimmig so. Liebe Sina , mein Herzblatt Du hast mich immer wieder in Staunen versetzt, was für ein aussergewöhnliches Meeri du warst. Vor drei Jahren bist du als bereits gesetztere Lady hier eingetrudelt und hast dein Reich mit einer Selbstverständlichkeit in Beschlag genommen. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit hast du deine Gspänli akzeptiert, da konnte kommen, wer wollte. Du warst stets freundlich und hast nie die Zicke rausgekehrt. Man hat dir wirklich nicht angemerkt, dass du deine ersten fünf Lebensjahre nur mit einem anderen Mädel zusammen in einem eher bescheidenen Käfig verlebt hast. Umso mehr hast du alle Wohltaten überaus genossen, jedes neue Futter oder Leckerli kam dir gerade recht. Und dein Futterruf – oh, der war legendär, keines hatte so ein lautes Organ wie du! Das werde ich sehr vermissen, das ist gewiss. Sina, ich bin nicht traurig, dass du nicht mehr hier bist, denn du durftest ein gutes, langes und vor allem gesundes Leben geniessen. Nicht einmal deine arthritischen Beinchen, die dich in den letzten Monaten am grossen Herumwuseln gehindert haben, vermochten dich stark zu beeinträchtigen oder gar am Essen zu hindern. Bis gestern und deshalb ist es Zeit geworden, deinen Lebensfaden nach acht Jahren abzuschneiden. Farewell, meine Süsse, du hast es ganz toll gemacht und es war mir eine grosse Freude, dich hier beherbergen zu dürfen. Schick mir mal einen Regenbogen, damit ich weiss, dass es dir weiterhin gut geht. Immer ganz speziell in meiner Erinnerung, Gabriela mit deinen Gspänli Mamba, Johnneli und Amadea