Hallo Ich habe in den letzten Jahren verschiedentlich Meerschweinchen aufgenommen, die ihren PartnerIn verloren haben. Alle lebten ca. 4-5 Jahre zu zweit. Nun waren meine Erfahrungen bei der Vergesellschaftung völlig unterschiedlich: Einige Übernahmetiere zeigten ein gestörtes Sozialleben zu ihren Artgenossen und bekundenten sichtbar Mühe, sich im Rudel einzuleben. Da braucht es Geduld, bis sie wieder lernten mit ihren Artgenossen zu kommunizieren und leben. Andere wiederum verhalten sich so, als ob sie zurückkehren würden. Keine Angst, Selbstvertrauen, Freude, Aufleben, Wuseln - als ob sie immer im Rudel gelebt haben und nicht über Jahre in einem Käfig. Das waren zum Teil sogar 100er Käfige. Ist das Euch auch schon aufgefallen? Das würde meine Theorie bestärken, dass die ersten Lebensmonate einfach entscheidend sind. Wie sind Eure Erfahrungen? Gruss Jasmin
Wir haben ein Übernahmepaar vor ca. einem Jahr übernommen. Sie lebten anfangs zu dritt in einem 120er Käfig (bis eins der Weibchen verstarb) mit nicht wirklich artgerechter Einrichtung (z.B. war da eine Korkröhre bzw. so ein Holzdings für Hamster drin, keine Ahnung für was die gut sein sollte.. ^^). Der Bock, dann natürlich kastriert, erkundete interessiert die neue Umgebung und hatte keine grosse Mühe sich ins Rudel zu integrieren. Das Weibchen hatte da grössere Probleme. Sie klapperte mit den Zähnen, ging in Kampfstellung, patroullierte richtig auf der Suche nach "Feinden" und zwickte alles was ihr zu nahe kam. Das Weibchen stammt aus einer Zoohandlung, der Kastrat von einem Bauernhof. Die beiden waren allerdings noch relativ jung, sicherlich unter 1jährig. Ich schätze mal, wenn die Beiden länger zu zweit gewesen wären, hätte das Weibchen wohl noch mehr Mühe gehabt irgendwann in ein Rudel integriert zu werden. Mitlerweile ist sie glücklich im Rudel. Ab und zu lässt sie gerne noch die Zicke raushängen, aber jedes Rudel braucht wohl eine kleine Rudelzicke. Da haben meine Kastraten wenigstens etwas zu tun..
Ich habe bis jetzt zwei verwittwete Säulis aufgenommen also keine wirkliche Erfahrung. Ron lebte lange Zeit in einer grossen Gruppe. Zuletzt noch zu zweit und dann kam er zu mir. Ron war aber schon recht alt und sehr schlecht zu Fuss. Deshalb bekam er auch nur ein Gspändli. Buffy zog zu Ron. Sie war immer ein sehr ausgeglichenes Meersäuli und verstand sich immer mit allen gut, deshalb hab ich sie ausgesucht. Auch mit Ron. Dann kam das zweite verwittwete Säuli. Missy war ca 5 Jahre alt und lebte ihr Leben lang nur mit ihrer Schwester zusammen. Ich hab sie zu Ron und Buffy gesetzt, damit der "Kulturschock" nicht zu gross war. Ron und Buffy sind fast durchgedreht, sie mochten Missy nicht wirklich. Missy fühlte sich von anfang an sehr wohl. Allerdings wurde sie schwer krank und starb dann. Ich denke, der Umzug,, die neuen Gspändli und vorallem der Tod ihrer Schwester war zuviel für sie. Sie lebte nur knapp 2 Monate bei uns. Ron wurde steinalt und lebte zum Schluss noch mit Marroni zusammen. Sie war das perfekte Gspändli für ihn. Ein aufgewecktes Säuli das aber sehr gerne ihre Ruhe hatte. Der Altersunterschied der beiden betrug beinahe 7 Jahre... Buffy musste ich wieder in die grosse Gruppe umsiedeln, sie fühlte sich einfach nicht so wohl, wie ich es mir für sie wünschte. Sie lebte einige Monate mit Ron zusammen. Als sie aber wieder zurückkam, war es als ob sie nie weggewesen wäre. Interessanter war es mit Pesche. Auch er war eigentlich ein verwittwetes Meersäuli hat halt einfach schon bei mir gelebt. Er lebte die ersten 4 Wochen seines Lebens in einer grossen Familie mit Jungen, Mütter und Kaninchen. Dann mit zwei Weibchen und danach mit seinem Sohn. Die Beiden verstanden sich sehr gut, Pesche war immer der Chef. Dann starb Ueli und Pesche war halt eben nicht kastriert Deshalb war guter Rat teuer... Ich hab mich entschieden, ihn in meine Kastratengruppe zu integrieren. Sie waren ja damals zu fünft. Pesche war schon immer ein aufgewecktes Säuli aber als ich ihn in dem Rudelchen sah, wie herumrannte, herumquieckelte es war so wunderschön und es tut mir sehr leid für ihn, dass er das Gruppenleben nur ein Jahr erleben durfte. Er hat von Anfang an gewusst, dass er sich mit Sanga nicht anlegen darf, es gab schon streit aber nie so, dass sie sich ununterbrochen gejagt hätten und Sanga hat auch seine Chefposition behalten. Pesche ist nun ebenfalls gestorben aber er hat mir die Augen geöffnet, ich werde ihn nie vergessen!
Hallo Ich habe bis jetzt auch erst zwei Meeris hier vergesellschaftet, die vorher jeweils nur mit einem andern Partnertier zusammengelebt hatten. Vor drei Jahren kam Sina (damals knapp 5jährig) zu uns in eine kleine, ruhige Gruppe (das jetzige Altersheim). Sie lebte nur mit einer einzigen Partnerin in einem gewöhnlichen Käfig und kannte nichts anderes. Bei mir musste sie Leitern rauf und runter, verschiedene Wege führten in den Schlafstall, etc. Sie meisterte das alles innert kürzester Frist, obwohl sie damals schon nicht mehr die Jüngste war. Auch zeigte sie ein soziales, aber sehr selbstsicheres Verhalten den beiden neuen "Gspänli" gegenüber. Ein dreiviertel Jahr später kam noch Amadea (damals auch ca. 5 Jahre alt) hinzu, die in der selben Situation wie Sina war. Sie lebte allerdings in einem noch kleineren Käfig und hatte hier dann ca. 10 Tage lang Muskelkater, weil sie sich nicht gewohnt war, mehr als 60 cm am Stück zu laufen .... Aber auch sie fügte sich total gut in das kleine Grüpplein ein und wurde auch ohne grossen Kommentar aufgenommen. Auch für Amadea war das neue Leiternlaufen sehr schnell Gewohnheit. Die beiden Damen leben übrigens heute noch in derselben Konstellation und sind ein Herz und eine Seele. Mamba (3-jährig), die "Stationsschwester" liebt diese beiden Greisinnen sehr und die Drei höckeln sehr viel beieinander, Fell an Fell. Johnylein, der Kastrat ist meistens etwas abseits. Leider weiss ich nicht, wie die Beiden ihre erste Lebensmonate verbracht haben, aber ich nehme jetzt mal an, dass sie als Jungtiere zu ihren jeweiligen Partnerinnen kamen. Ich bin sicher, dass die ersten Lebenswochen entscheidend sind für die Tiere, sie heisst nicht umsonst "Prägungszeit". Bei Hunden, die von ihrem Ursprung her ebenfalls wie die Meeris ausgesprochene Rudeltiere sind, ist diese Zeit massgebend für ihr Verhalten in der Zukunft. Ich glaube aber, dass der Charakter des Tieres von ebenso grossem Einfluss ist. Ich komme darauf, weil ich interessante "Studienobjekte" habe: Castor und Pollux. Beide haben dieselbe Kinderstube genossen, die Mütter sind verschieden, aber der Vater ist derselbe. Beide sind auf wenige Tage gleich alt. Sie kamen ca. 6-wöchig zu mir und kamen in dieselbe Gruppe. Castor hat sich vom anfänglich scheuen Tier zu einem unglaublich zutraulichen und vorwitzigen Meeri entwickelt, ohne dass ich ihn in irgendeiner Weise manipuliert habe. Er wird bald 2 Jahre alt und seine Zutraulichkeit wächst weiterhin. Pollux ist das scheue Meeri geblieben, das er war und findet Zweibein allgemein als gefährlich. In der Gruppe aber sind beide gleichermassen akzeptiert, wobei die Beiden nie beieinander sind. Pollux hält sich sehr stark im Schatten vom Chef auf, benutzt den gleichen Schlafstall, etc. Deshalb meine ich, dass nebst der Prägung und der genetischen Anlage auch der Charakter etwas zu sagen hat, wenn es um spätere Verhalten in speziellen Situationen geht. Liebi Grüess, Gabriela