"Es ist wieder einmal – wie ja eigentlich immer – ein wunderschöner Tag im Regenbogenland. Die Sonne strahlt auf die grosse grüne Wiese. Man riecht schon von weitem die herrlich duftenden Blumen und die saftigen Kräuter jeder Art. Ein kleiner Bach mit frischem Quellwasser plätschert fröhlich den Hügel hinunter. Die Kornfelder bewegen sich sachte und leise im Wind. Wenn man gut hinhört, kann man überall ein Knuspern und ein Rascheln hören… da all die vielen Hamster die im Regenbogenland wohnen am Futtern und Herumtollen sind. Denn hier im Regenbogenland gibt es keine Feinde – alle Tiere sind befreundet und deshalb sind die Hamster hier auch am Tag wach und geniessen die wärmende Sonne. Plötzlich kündigt eine Glocke an, dass es wieder einen Neuankömmling geben würde. Von überall her kommen die Hamster angerannt. „Wer ist es?“ „Kenn ich ihn?“ „Oder ist es eine "sie"?“ (Gekicher) „Wo ist er? Kann man ihn schon sehen?’“ „Ich hoffe, dass es weder Chocochino noch Bungee ist – denn die waren doch im selben Käfig mit mir im Zoogeschäft als ich dann so krank wurde. Ich hoffe so, dass ich sie nicht angesteckt hatte.“ „Ist es ein Zwerg’“, fragt ein kleiner Robo ganz aufgeregt. „Nein. Hast du die Glocke nicht gehört? Es war die mittlere Glocke – also wird es ein Goldhamster oder ein Teddyhamster sein.“ Alle Hamster laufen ganz aufgeregt entlang der langen Mauer welches das Regenbogenland umgibt bis sie zu dem grossen Tor kommen von wo aus man einen ausgezeichneten Ausblick auf die Regenbogenbrücke hat. Und schon geht eine andere Diskussion los: „Diesmal bin ich an der Reihe!“ „Nein, stimmt nicht, ich bin dran!“ „Nein, keiner von euch zwei – ich werde es sein!“ Was diskutieren die kleinen Geschöpfe da? Im Regenbogenland gibt es eine Tradition welche vor ganz langer Zeit in Kraft getreten ist – eigentlich kann sich niemand mehr so richtig erinnern wann das genau war. Diese Tradition ist dass jeder Hamster der auf der Erde stirbt und dann über die Regenbogenbrücke im Regenbogenland ankommt von einem der Hamster speziell empfangen wird und im Regenbogenland umhergeführt wird. Alle Hamsterchen reissen sich darum, derjenige oder diejenige zu sein, der einen Neuankömmling herumführen darf. Dann kann man den Neuen gleich ausfragen, woher er kommt, was seine Lebensgeschichte ist, wer seine Zweibeiner waren, wie gross sein Futternapf und sein Käfig gewesen ist, wie oft er Auslauf hatte – und noch viele andere sehr interessante Fragen. Die Hamster stehen also alle beim grossen Tor und schauen auf die Regenbogenbrücke hinunter. Ein Gerücht beginnt zu zirkulieren: es soll anscheinend eine Teddydame namens Beany sein. Das Geflüster geht los… „Kennst du eine Hamsterdame die Beany heisst?“ „Wer ist das wohl?“ „Ich habe von einer Beany gehört – aber die ist noch viel zu jung, das kann sie nicht sein.“ „Weiss man, wer der Futterspender dieser Beany war?“ „Ich habe gehört, sie heisse Suzie.“ „NEIN!“, schreit Chippy, „das kann nicht sein. Suzie war doch meine Zweibeinerin!! Ja, es stimmt, sie hat eine Beany – und die war krank – aber es geht ihr doch viel besser.“ „Anscheinend eben doch nicht. Sie hatte einen Rückfall.“ Einer der Hamster ruft, „Da, ich sehe sie!“. Chippy drängt sich durch die Menge. Alle zwängen sich nach vorne, weil sie sehen wollen. Chippy drängt und drängt und kommt einfach nicht vorwärts. In Verzweiflung zwickt sie dem grossen Fluffy in das breite Hinterteil. Der erschrickt sich sehr, hüpft zur Seite und Chippy rennt nach vorne. Alle schauen gebannt auf das untere Tor zur Regenbogenbrücke. Das Tor öffnet sich und man sieht ein Hamsterchen das sich ganz langsam und schwach vorwärts bewegt. Die kleinen Augen sind ganz trüb und kaum offen. Das Fell ist verklebt und matt. Sie ist sehr abgemagert und kann kaum stehen. Sie macht ein paar kleine Schritte und muss dann Atem holen. Dann betritt sie die Brücke mit dem linken Vorderfüsschen. Alle Hamster halten den Atem an. Das ist der Moment den alle lieben – und den sie jedes Mal anschauen kommen. Die Verwandlung ist so faszinierend, dass sie keiner je verpassen will. Beany schwankt. Wird sie fallen? Nein, sie hat sich gefasst. Jetzt ist das rechte Vorderfüsschen auch auf der Brücke. Ein Zittern geht durch den kleinen Körper. Da! Sie atmet tief durch. Noch ein paar Schritte und sie steht jetzt mit allen vier Füsschen auf der Brücke. Mit jedem Schritt strömt mehr Lebenskraft in den schwachen Körper. Das Gleichgewicht ist wieder hergestellt. Jeder Schritt hat mehr Energie drin als der vorherige. Da, die Augen sind jetzt ganz offen und klar und glänzen wie schon länger nicht mehr. Und das Fell, schau dir das mal an! Es ist sauber und glänzend und reflektiert den Sonnenschein. Die Muskeln straffen sich. Die kleine Beany hüpft vor Lebensfreude ein paar mal hoch in die Luft. Alle lachen. Ein aufgeregtes Geflüster geht durch die Menge. Beany kommt am Ende der Brücke an. Das grosse Tor öffnet sich. Chippy rennt hinaus und begrüsst Beany überschwänglich. Alle Hamster drängen sich um die beiden herum, um ja kein Wort zu verpassen. Beany begrüsst ein paar alte Freunde – auch ihre Eltern sind da, um sie zu begrüssen. Sie ist ganz aufgeregt… doch plötzlich setzt sie sich hin und fängt an bitterlich zu weinen. Es wird ganz still um sie herum. Die Hamster schauen sich an – und alle wissen was los ist – es ist ja sehr oft so. Schluchzend fängt Beany an ihren Freunden von ihrer geliebten Zweibeinerin Suzie zu erzählen… wie diese Suzie sie so sehr geliebt hat und so super für sie gesorgt hat, wie sie immer sofort zum Tierarzt gegangen ist mir ihr, wenn mal etwas nicht stimmte, wie sie weder Kosten noch Zeit gescheut hatte, ihr ein schönes und liebevolles Zuhause zu bieten, wie sie ihr nur das beste Futter gegeben hatte und einen riesigen Käfig.… „Ich vermisse sie ja so“, schluchzt Beany. „Und ich weiss, dass sie mich auch sehr vermisst. Es wäre doch so schön gewesen, noch länger bei ihr zu wohnen. Aber ich hatte doch solche Schmerzen im Bauch – und ich war so schwach und ich konnte es einfach nicht länger aushalten. Ich wollte sie doch nicht verlassen! Ich liebe sie doch so! Ich bin so froh, dass sie jetzt Teddy hat. Ich hoffe, dass Teddy meine Suzie ein bisschen trösten kann.“ Die anderen Hamster drängen sich etwas näher an Beany heran, um ihr ein bisschen Trost zu geben. Chippy spricht ganz leise zu Beany, „Ich weiss, wie sehr du sie vermisst. Ich vermisse sie ja auch immer noch so sehr - und es tut oft weh, wenn ich an sie denke. Aber weisst du, eines Tages werden wir sie ja wieder sehen. Das wird noch ganz lange dauern, aber ich freue mich jetzt schon so sehr darauf. Komm jetzt mit, ich werde dir deinen Bau zeigen, der für dich vorbereitet worden ist und dann zeige ich dir den Rest des Regenbogenlandes - und auch die Stelle von wo wir auf die Welt hinunter schauen können.“ © 2004 Suzie