Immer mal wieder andere Ernährungsregeln

Dieses Thema im Forum "Ernährung und Pflege" wurde erstellt von Michael, 29. November 2008.

  1. Michael

    Michael Benutzer

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    Es ist schon zum auswachsen - ständig gibt's wieder andere Ernährungsregeln für unsere Nager.
    Im oben veröffentlichten Merkblatt (Schweizerische Tierärztliche Vereinigung für Verhaltensmedizin) heisst es, man dürfe praktisch nur Heu, Gras und Blattgemüse verfüttern. Vor etwa einem Jahr hiess es "bloss keine Karotten und Aepfel" - und nun soll plötzlich das gesamte Gemüse- bezw. Obst-Angebot aus den Meeriställen verbannt werden. Kann/soll man das ernst nehmen?
    Was meint Ihr dazu?
     
  2. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Hallo Michael

    Ja, das kann vielleicht schon etwas verwirrend sein, aber so geht es eben, wenn immer wieder neue Erkenntnisse veröffentlicht werden, welche natürlich schon immer Gültigkeit hatten, aber eben nicht sehr verbreitet waren.

    Vor 10 - 15 Jahren haben sich die Leute ebenfalls gewundert darüber, weshalb jetzt plötzlich die Meerschweinchen (oder sogar das Meerschweinchen:Ohje:) nicht mehr in einem 80cm-Käfig hocken soll, sondern dass sie viel Lauffläche brauchen und so langsam die ersten Bodengehege aufkamen.
    Es ist ja gut, dass nicht nur Nutztiere erforscht und "optimiert" werden, sondern dass auch einiges läuft an der Front der Heimtiere mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

    Dazu gehört eben auch das Wissen über die Funktionsweise der Verdauung bei Nagern. So weiss man heute, dass alle Zuckerarten nicht gut verdaut werden können im Nagerdarm, weil die dazu nötigen Enzyme fehlen. Daher kommt es zu Fehlgärungen, was früher oder später ernsthafte Verdauungsprobleme auslöst.

    Die Fütterungsempfehlungen, die Du ansprichst, berücksichtigen genau diese Faktoren, es ist also nichts anderes, als das, was wir schon vor einem Jahr hier diskutierten.
    Heu, Heu, Heu, Grünfutter (Blattgemüse, Salat, Gras), Pellets für das Vitamin C, immer frisches Wasser.

    Obst sollte wie schon erwähnt, sehr selten gegeben werden, nur als Guteli sozusagen, weil es zuviel Zucker enthält.

    Die Rüebli stehen sozusagen "dazwischen", da sie als Wurzelgemüse auch rel. viel Zucker enthalten. Ich selber gebe auch ab und zu Rüebli, obwohl es gemäss Aussage der tierärztlichen Vereinigung "eigentlich" nicht empfehlenswert ist.
    Man muss einfach ein bisschen von der "alten" Denkweise abrücken, dass die Meeries (und andere Nager) möglichst viel verschiedenes, buntes, saftiges Futter benötigen. Das finden nur unsere menschlichen Augen schön, den Meeries ist das schnurzegal.

    Absolut wichtig ist aber das Vitamin C, da es immer wieder Todesfälle gibt bei Meerschweinchen, welche in ihrer Fütterung zuwenig Vitamin C erhielten.
    Das kann man nicht genug betonen.
    Im heutigen Gemüseanbau bleibt wohl nicht mehr viel Vitamin C im Gemüse und Salat erhalten, erst recht nicht im Winter. Daher gebe ich immer zusätzlich Vitamin C.
    Meine Bande erhält rel. selten Pellets, dafür aber bestreue ich ihnen regelmässig (1 mal/W) ihre Gurken mit Ascorbin-Säure, womit ich sehr gute Erfahrungen mache, da ich kaum kranke Meeries kenne in meiner Truppe.
     
  3. Michael

    Michael Benutzer

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    Danke für Deine Antwort.
    "Neuste Erkenntnisse" müssen nicht notgedrungen richtig sein. Die Wissenschaft verzapft auch Blödsinn.
    Gibt es das irgendwo auf nachvollziehbare Weise nachzulesen? So, wie es da steht, ist es für mich nichts weiter als eine Behauptung. M.a.W.: Gibt es dazu eine wissenschaftliche Studie, die man irgendwo nachlesen kann?
    Kennt jemand hier im Forum Meeris, die wegen Obst krank wurden oder gar gestorben sind?
    Mir fällt einfach auf, dass rund um Ernährungsfragen (v.a. bei uns Zweibeinern) dauernd neue Studien erscheinen, die sich z.T. widersprechen, die eine Weile alle verrückt machen, und die dann klanglos wieder verschwinden.
     
  4. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Oh ja, das gibt es. Ich müsste die aber auch zuerst raussuchen.
    Letztes Jahr hat Priska einen Ernährungsvortrag organisiert, der von vielen Mitgliedern hier besucht wurde (von daher stammt auch das Merkblatt).
    Da wurde alles sehr plausibel und gut dokumentiert erklärt.
    Ich kann Dir jetzt natürlich nicht diesen ganzen Vortrag wiederholen, aber vielleicht gibt es wieder mal einen, den Du besuchen könntest.

    Ein Meerie, das Obst frisst, fällt natürlich nicht gleich tot um, deshalb ist der Nachweis des schädlichen Obstes nicht sehr einfach.
    Es gibt jedoch viele Beispiele von Blähungen, bei denen man nach genauem Nachfragen herausfand, dass möglicherweise das Obst schuld daran war.

    Es ist ein bisschen "russisches Roulette"... wenn Du Glück hast, passiert überhaupt nichts. Wenn ein Meerie jedoch einen geschädigten Darm hat und der Bakterienhaushalt im Darm bereits aus dem Gleichgewicht geraten ist oder ein unentdecktes Zahnproblem vorliegt, beginnt die unselige Kettenreaktion der Fehlgärung.
    Dann kann ein Meerie innert ein paar weniger Stunden qualvoll sterben, bzw. am Morgen noch quitschfidel beim Apfelessen sein, am Abend ist es tot.
    Ich vermute in vielen Fällen, wenn ein noch junges Meerie plötzlich tot aufgefunden wird, dass es solch eine dramatische Aufgasung war, die innert weniger Stunden zum Tod führt, wenn man es nicht rechtzeitig bemerkt und eingreifen kann. Definitiv wissen kann man das aber nur, wenn man eine Autopsie machen lässt.

    Ich persönlich nehme solch ein Risiko nicht auf mich, denn ich möchte am Abend, wenn ich nach Hause komme, meine Meeries gesund und munter wieder vorfinden.
    Aber das ist jedem selber überlassen, wieviel "Risiko" man eingehen möchte, bzw. kann.
     
  5. Michael

    Michael Benutzer

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    Gut. Ich will das jetzt nicht niederreissen, ich war ja gar nicht dabei.
    Wir geben unseren Meeris 2x täglich frisches Heu, es ist also rund um die Uhr verfügbar. Zur Mittagszeit gibts im Sommer Gras und Wiesenkräuter plus Gemüse, im Winter Kohlrabiblätter und/oder Salat oder Kohlblätter oder Stangensellerie-Kraut oder Mohrrübenkraut und ein wechselndes Angebot an Gemüse, alle zwei Tage ist ein Apfel dabei (einer für alle sieben Fellnasen). Am Abend gibts Pellets.
    Ist das denn so falsch? Es ist ja nicht zuviel, Heu bleibt Grundnahrung.

    In ihrem Buch empfiehlt Gertrud Morgenegg "täglich ein Apfelviertel, eine Mohrrübe und ein Stück Fenchel" Tut sie das in den neusten Auflagen immer noch? Oder weiss jemand, wie sie die Sache sieht?

    Sorry, aber sowas gehört für mich in die Sparte "Angstmache".
    Sei mir bitte nicht böse, aber mit so einer Antwort verstärkt sich meine Skepsis nur noch.
     
  6. Letti

    Letti VIP-User VIP

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    Hoi Michael!

    Ja diese sich zum Teil widersprechenden Ernährungstheorien können einem in den Wahnsinn treiben. Oder könnten. Ich halte es mit meiner eigenen Theorie welche heisst "aus Erfahrung gut".

    Ruth Morgenegg empfiehlt täglich Apfel, Rüebli und Fenchel und ich persönlich finde das gut und füttere diese drei Komponenten -nebst anderem - denn auch täglich und habe damit gute Erfahrungen gemacht.
     
  7. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Nein, das ist absolut nicht falsch!
    Wieso kommst Du auf diese Idee? Das entspricht ja etwa zu 98% dem Merkblatt.
    Weshalb hast Du das Gefühl, das sei nicht richtig?

    Dieser eine Apfel alle paar Tage ist doch kein Problem. Es wird erst kritisch, wenn jemand zum überwiegenden Teil oder sogar ausschliesslich Obst füttert als Saftfutter, bzw. grosse Mengen, weil sich dann die falschen Bakterien im Darm vermehren können.
     
  8. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Hallo Michael

    Du sprichst den wissenschaftlichen Faktor an (es gbit dazu zahlreiche neuere Studien):

    Es kommt darauf an, wo die Verdauung stattfindet. Dabei ist bei den Pflanzenfressern wichtig, dass die "Gärkammer" =Darm nicht durcheinandergerät. Dies geschieht beim Pflanzenfresser, wenn grössere Mengen Zucker/Stärke in den Darm gerät. Verschiedene Verdauungsprobleme sind dann die Folge wie Durchfall, Verstopfung, Blähungen. Diese können zum Tode des Tieres füttern.
    Ich denke,wichtig ist das Verhältnis. Ein Apfel hat doch ca. 10% Zuckeranteil in der Frischsubstanz.
    Wir halten uns an diese Tipps und sind zumindest mit Problemen der Verdauung nicht konfrontiert. Wir geben jedoch unseren täglich 1 EL Pellets - auch zum Erhalt des Vit. C. Auch die Stäub-Variante von Aika wird hei und da (ca. alle 14 Tage) durchgeführt.

    Liebe Grüsse
    Jasmin

    und natürlich Frederike: die lässt auch grüssen
     
  9. Michael

    Michael Benutzer

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    ::8 Danke. Und einen lieben Knuddler zurück von uns allen.
     
  10. Hi,

    also mir sind Tiere bekannt, die durch tägliche Fütterung diverser Obstsorten und dazu noch Gabe von Zoohandlungsleckerli und Haferflocken öfter aufgegast waren, ebenso hatten mehrere Tiere in der Gruppe einen Hefepilzbefall des Darmes.

    Vor einiger Zeit hatte dann mal jemand den Mut der Halterin zu sagen, dass sie ihre Tiere noch aus Liebe zu Tode füttert.

    Das sass und sie stellte die Ernährung um. Seitdem haben die Tiere nicht mehr so oft Blähungen und ein Hefepilz kam auch nicht mehr vor.

    Ein weiteres bei einer anderen Halterin hatte durch getrocknetes Brot eine tödliche Aufgasung.

    Ich füttere keine Kohlrabiblätter, da diese eben vermehrt zu Aufgasungen und Durchfall führen können.

    Ich füttere auch kein Karottengrün, weil es eine reine Calciumbombe ist. Da man nicht weiss, ob das Tier zu Blasenproblemen neigt, bin ich bei derartigen Sachen megavorsichtig.

    Pellets gibt es bei mir nur am Tag, damit sich nachts nicht der Heukonsum vermindert. Pellets machen schnell satt, dann gehen sie weniger ans Heu.

    Mal wenig Apfel wird auch nicht schaden, aber sie brauchen Apfel nicht unbedingt. Ich gebe seit 2006 auch keinen Apfel mehr. Auslöser für diese Massnahme war allerdings Lippengrind bei 2 Tieren.

    Wahrscheinlich machen auch die regelmässigen Obstgaben irgendwann die Probleme, gerade bei älteren Tieren. Einmal pro Woche wirds nichts schaden. Sie brauchen aber nicht unbedingt Obst.

    Ein Stück Möhre (ca.2-3 cm pro Tier) gebe ich allerdings weiterhin täglich.

    Selten lasse ich mich auch mal zu der Gabe von Lofties hinreissen, habe aber dann wieder ein schlechtes Gewissen.

    Es stinkt mir ganz gewaltig, dass ich so auf die Ernährung der Kleinen achten muss, denn ich würde sie am liebsten mit allem Möglichen überschütten, aber es würde ihnen schaden.

    Bis zur Industrie scheinen ja die neuen Ernährungserkenntnisse nicht vorzudringen, sie produzieren weiterhin Sachen, die besser nicht in Meerschweinchendärme gelangen.