Meine Lieben Ich muss euch leider mitteilen, dass mein zweitjüngstes Meeri, der herzige Tobias, mit ziemlich genau drei Jahren verstorben ist. Es muss was ganz Aggressives gewesen sein, dass ihm sein noch relativ junges Leben genommen hat, denn erste Anzeichen einer Befindlichkeit zeigte er erst vor einem Monat. Er ass langsamer als sonst und hatte eine leicht knattrige Atmung, die sich aber nachher nicht mehr beobachten liess. Da ich über Silvester keinen Notfall wollte, ging ich gleichentags zum TA, um eine Lungenentzündung auszuschliessen und die Zähne kontrollieren zu lassen. Aber alles war in Ordnung, Zähne und Lungen gut, das Röntgenbild zeigte keine Auffälligkeiten. Ich verliess mit dem Kleinen nicht grad beruhigt die Praxis, denn keine Diagnose bedeutet auch keine Therapie. Auch homöopathisch konnte ich ihm nicht helfen, denn er zeigt kaum Symptome und die spärlichen waren einfach zu unspezifisch, um sie auszuwerten. Welch Frust! Er machte zwar bei allem mit, bettelte auch wieder und frass gut, wenn auch langsamer als sonst. Dennoch wurde ich den Verdacht nicht los, dass er was ausbrütet, er gefiel mir einfach nicht. Man hat da so Sensoren, nicht wahr. Aber mir blieb nichts weiter, als abzuwarten, bis er mit Symptomen genauer wurde. Am letzten Sonntagvormittag war er ruhiger als sonst und wollte nicht fressen. Oha, jetzt geht’s los, dachte ich und wappnete mich schon, am Montag wieder zum TA zu fahren. Den angebotenen Brei wollte er auf keinen Fall nehmen, ein paar eingeweichte Leckerli wurden in unendlich langer Zeit gegessen. Aber so hatte er wenigstens was im Magen. Am Mittag höckelte er immer noch in der Gegend rum und wollte wieder nur die Leckerli annehmen. Am Nachmittag, bei der zweiten Gemüse-Fütterung, die ich extra gestiftelt hatte, sass er mit dem Rücken zu mir im Gehege. Wieso hat er denn den Kopf abgelegt, dachte ich und trat an ihn heran. Tobias war tot! Mir ist noch nie ein Tier im Höckeln verstorben, so was hatte ich noch nie gesehen. Er war bereits recht kalt und es sah so aus, als hätte er einfach die Körpertemperatur fallen gelassen und ist eingeschlafen. Ich war recht fassungslos und hab’s einfach nicht glauben können. Tobias habe ich zusammen mit Benjamin als kleiner Stumpen von Claudia (wilde Horde) aus der Notstation geholt. Er war von Anfang an ein sehr zutraulicher Kerli und ist es bis am Schluss geblieben. Die Leckerli hat er stets mir zu Füssen gegessen, seine Pfötchen auf meinen Schuhen parkiert und sich gleich wieder am Hosenbein emporgestreckt, um das nächste anzuholen. Er konnte das Leben hier vollumfänglich geniessen, war nie krank und seine Gspänli mochten ihn gut leiden. Wie sehr schätzte er es, wenn Beni, der Dieb, mal wieder eine Brombeerstaude fällte. Wie ein Römer konnte er im Liegen fressen, die Früchte und Blätter angeln, brauchte sich nicht einmal zu strecken. Das tröstet mich, dass er ein gutes Leben hatte, was ja vor der Quantität kommt, nicht wahr. Dennoch tut es mir wahnsinnig leid, dass ich ihn schon hab gehen lassen müssen. Ich hätte ihn gerne noch länger gehegt. Mach’s gut, kleiner Mann, warst ein ganz lieber Schatz. Ich danke dir, dass du mir so viel Freude gemacht hast und ich dich so oft herzen durfte. Gabriela mit deinen Gspänli Beni, Merlin und Pollux
