Vergesellschaftungablauf bei jedem anders?

Dieses Thema im Forum "Verhalten" wurde erstellt von Locke, 21. September 2011.

  1. Locke

    Locke Prominenter Benutzer

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    Aufgrund meiner neuen Vergesellschaftung und Barbara's (Lakritzes) Aussage, dass sie nicht stundenlang zukucke, sondern die neuen Meeris ins Gehege tue und dann wieder zum eigentlichen Alltag zurückgehe (ist jetzt nicht kritisierend gemeint), würden mich nun einmal Wunder nehmen, wie das bei anderen so abläuft. Ist es stressig für euch oder macht ihr das ganz entspannt. Ich denke es hat oft auch noch mit guten oder schlechten Erfahrungen zu tun, die man schon gemacht hat. Denn gesehen und erlebtes vergisst man einfach nie und dadurch wird man auch geprägt.

    Ich denke, dass ein Meerschweinchenliebhaber/in, der/die nur alle Jahre mal wieder ein neues Tier holt und vergesellschaftet, die Sache einfach weniger "locker" angeht, als zum Beispiel ein Züchter/in, der/die das schon xmal gemacht hat.

    Ich sehe das ja beim TA Besuch. Als ich begonnen habe mit der Meerschweinchenhaltung, bin ich "anders" zum TA gegangen als heute, wo ich Routine habe ;) Es ist auch so mit dem Einschläfern. Anfangs ist es schwer, aber wenn man es xmal gemacht hat, bekommt man Routine (ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck), ist nun mal so. Auch ich sehe heute das Einschläfern etwas anders als bei meinem ersten Meerschweinchen, das ich ziehen lassen musste. Heute sehe ich einfach die Notwendigkeit, wenn es nicht mehr anders geht, früher habe ich es mir länger überlegt, was natürlich auch nicht immer das Beste war.
     
  2. Anna

    Anna Moderator Mitarbeiter Admin

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    Sali Jeannette :4:

    Du stellst eine "interessante" Frage - ich wollte einen ähnlichen Thread eröffnen, hat aber vor meinen Ferientagen im Südtirol :bl3: nicht mehr gereicht.
    Bei mir läufte es genau "umgekehrt"! Als "züchtende Liebhaberin" oder "liebhabende Züchterin" :D hatte ich früher kaum Bedenken, Meerschweinchen neu zu vergesellschaften - und - auch ganz, ganz selten irgendwelche grössere Probleme.
    Heute aber habe ich jedesmal ganz grauslig "den Bammel" und wechsle meine Schweinchen so wenig wie nur möglich von Gruppe zu Gruppe. Ich habe oft schon gar nicht mehr den Nerv für die anfänglichen Jagereien und Drohgebärden ::6
    Kurz vor meiner Abreise aber hat meine Tochter gemeint, sie übernehme die Vergesellschaftung zweier Mütter mit ihren Babys, das könne kaum ein so grosses Problem sein...
    ... heute morgen war mein erster Gang zu besagtem Gehege... nach anfänglichem "Chefgehabe" der Ältesten herrscht dort nun eine ganz tolle Atmosphäre.
    Sicher hängt das Funktionieren bei jeder Vergesellschaftung von ganz vielen Faktoren wie Charaktere und "Vorleben" der Tiere, Gehegeplatz und -gestaltung, Grösse der Gruppe, Geschlechter und Alter ab. Aber unsere Gedanken, unsere Ängste und auch unsere Gelassenheit haben einen riesengrossen Einfluss aufs Gelingen. Davon bin ich mittlerweile absolut überzeugt! (und werde meine Tochter wohl noch hin und wieder "zu Hilfe" nehmen :D)
     
  3. Lakritze

    Lakritze Prominenter Benutzer

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    Aaaaaaaaalso, es ist ja nicht so, dass ich mir keine Gedanken im Voraus mache. Und natürlich habe auch ich schon ganz hässliche Streitereien erlebt. Aber das waren immer die ganz grossen Ausnahmen. Gerade vorhin habe ich zwei Girls aus dem Grossrudel gefischt und zum Bock gesetzt. Und wie zu erwarten, haben sich die 6 (je 1 Bock, 1 Frühkastrat und das Girl) nicht angegriffen.
    Ich bin ganz klar der Meinung, dass man seine Unsicherheit auf die Tiere überträgt. Es geht soweit, dass ich praktisch bei fast all meinen Kunden welche mich kurz nach dem Kauf eines Meeris völlig aufgelöst anrufen und fragen WAS sie machen sollen, schon beim Kauf darauf hätte wetten können, dass es so kommt. Das soll absolut nicht wertend sein. Es ist nur eine Feststellung.
    Ich verkaufe ja nur Tiere in Konstellationen bei denen ich ein gutes Gefühl habe. Und trotzdem kommt es immer wieder mal vor, dass es zu Anfangsschwierigkeiten kommt. Natürlich gibts es auch mal ein Tier, welches einfach zickt (sogar bei Tieren bei denen man es nie erwartet hätte) aber meistens greifen die Zweibeiner zu früh ein, weil sie es nicht ertragen, dass ihr Tier da durch muss.
    Vergesellschaftungen brauchen vieeeeel Geduld, Ruhe und Nerven. Und deshalb rate ich meinen Kunden, dass sie ihre Tiere doch einfach mal 1-2 Stündchen alleine lassen sollen. Nur bei denen welche sich in der ersten Minute anzicken, bleibe ich in Hörweite.....Aber das erlebe ich bei meinen Stammtieren zum Glück praktisch nie. Vielleicht hat das aber auch damit zu tun, dass ich nur Tiere zur Zucht einsetze welche eine angenehme, aufmerksame und umgängliche Art haben. "Zicken" dürfen bei mir keine Ablegerchen machen...

    Grüessli Barbara
     
  4. Locke

    Locke Prominenter Benutzer

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    Ich hatte leider ganz schlechte Erfahrungen mit meiner Kastratengruppe. In meinem ersten halben Jahr hatte ich schon Bisswunden und zwei Abszesse, was für mich als Neuhalterin unbegreiflich und ein Schock war, da man ja die härzigen Tierchen immer so gemütlich bei anderen herumlaufen gesehen hat.
    Der schlimmste Vorfall waren zwei Kastraten, die sich ineinander verbissen haben (herumgekugelt sind) und sich ziemlich heftig verletzt hatten. Dann hatte ich die beiden getrennt und dann begannen die nächsten an durchzudrehen. Für eine Anfängerin eine ganz unschöne Sache. Deshalb musste ich dann leider Gottes auch kleine Grüpplis machen, damit all meine Männer bleiben durften. War auch nicht einfach für mich, denn die Meerschweinchenanzahl nahm um mehr als das Doppelte innert kurzer Zeit zu.
    Ich hatte lange bis ich mich daran gewöhnt hatte, habe es aber durchgezogen bis heute (das war vor fast 4 Jahren).

    Das Problem nun ist, immer wenn ich zwei zusammen streiten sehe (ohne Beissereien), sehe ich schon wieder die Fetzen fliegen wie damals und da ich in der Zwischenzeit auch keine Vergesellschaftungen mehr gemacht habe, habe ich auch keine gute Erinnerungen mehr zwischendurch sammeln können, sondern habe eben nur noch die alten und weniger schönen Erinnerungen im Kopf.

    Ich habe nun aktuell die Yael, den Caramello und die zwei Baby in Vergesellschaftung. Die Yael ist nicht die Einfachste. Sie hat sogar fast Angst vor den Babys und hat sie bis heute Nachmittag sogar gejagt. Hat ihnen aber nichts gemacht (sonst zieh ich ihr das Fell über die Ohren :D ) Sie beginnt schon zu jammern, wenn ihr ein Baby nur zu nahe kommt und jagt es dann eine Runde. Sie klappert aber nicht dabei. Ich weiss auch nicht, ob es sein könnte, dass sie die kleinen besteigen möchte, sie aber nicht erwischt, da sie zu schnell sind. Sie zwickt sie auch nicht ins Hinterteil oder so. Ich glaub, es hat sich schon was entspannt die Sache. Ich denke nicht, dass sie den Babys was macht, möchte der Sache aber doch sicher sein, denn ich möchte keine verletzten Babys!! Als ich die Yael zu LIsa gesetzt habe, meine ehem. Oma, gab es gar keinen Aerger. Interessanterweise konnte ich bei Lisa alles reinstellen, da gab es überhaupt nie Aerger. Und alles was die LIsa gemacht hat, war Heu gefressen. Sie muss irgendetwas ausgestrahlt haben wovon ich nichts wusste. Dann kam Yael noch zur Kenia, da hat es geklappert bei beiden. Sie haben sich aber weder gejagt noch gebissen.Dort habe ich dann ein neues Gehege eingerichtet und fertig war der Streit.
     
  5. Mira

    Mira VIP-User VIP

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    ... Weder noch, sondern so in der Mitte, würde ich sagen. Natürlich bin ich schon ein bisschen (an-)gespannt in dem Moment, in dem ich ein neues Tierchen in die Gruppe setze: Wie verhält sich der Neuling, wie die Gruppe, gibts Rabatz, wird erst mal ignoriert oder was auch immer? Dann ist es ja auch so, dass eine VG nicht nach einer Stunde abgeschlossen ist, das kann sich über längere Zeit hinziehen. Da kann man dann natürlich nicht die ganze Zeit danebensitzen, was ich eh nicht machen würde. Manchmal klappts ja auch auf Anhieb und bleibt auch so, das ist natürlich der Idealfall.


    ... Ich kann mir gut vorstellen, dass Züchterinnen oder Liebhaberinnen mit vielen Tieren und langjähriger Erfahrung im Vergesellschaften/Eingliedern die Sache lockerer angehen (offenbar aber nicht alle, wie im Beitrag von Anna zu lesen ist).

    Mit vielen Tieren und verschiedenen Gruppen hat man auch den Vorteil, dass man einen Neuzugang einfach in eine andere Gruppe umplatzieren kann, falls es in der ersten Gruppe nicht klappt.

    Dieser Umstand trägt sicher mit dazu bei, dass man die Sache entspannter angehen kann, als wenn man nur eine oder vielleicht zwei Gruppen hält. Vor allem bei kleineren, über längere Zeit stabilen Gruppen kann ein Neuzugang das Rudelleben schon ziemlich durcheinanderwirbeln.

    @Anna: Bei der letzten VG war ich eigentlich ziemlich entspannt, leider hat meine relative Gelassenheit und Ausdauer das Scheitern der VG letztlich nicht verhindern können ...

    Liebe Grüsse

    Claudia
     
  6. Anna

    Anna Moderator Mitarbeiter Admin

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    Das hingegen ist richtig! Und wenn ich mal eine ganz unerträgliche Zicke habe, wird sie - wie bei Barbara - sowieso aus der Zucht genommen und zieht ins Grossrudel. Dort gibt es die wenigsten Probleme, denn gegen ein Dutzend andere Söilis kommt auch die grösste Dominanze nicht an, bzw. wird eine Weile ordentlich zurechtgewiesen. Bis jetzt hat dort jedes Schweinchen früher oder später sein Plätzchen gefunden.
    Ja........... :e015: eben.............. :augenreib: genau ein solches Erlebnis hat vor einiger Zeit wohl auch seine Spuren in mir zurückgelassen... ::6
     
  7. Albinoigel

    Albinoigel VIP-User VIP

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    Hallo Zusammen

    Bisher war ich bei einer Vergesellschaftung locker. Ich setze das neue Meeri in einen leeren Stall und warte ab. Ich gehe in der ersten Zeit vermehrt ins Gehege und beobachte. Meistens geht es ca. 2 Tage, bis sich das neue Tier heraus wagt. Manchmal wird gejagt, etwas gezickt, aber bisher gab es kaum Grund einzugreifen. Bei einer Vergesellschaftung im Winterquartier (3m2) waren nach einer Stunde alleine sein, 3 von 4 Meeris total verbissen. Aber alle waren ruhig, frassen zusammen und es gab keine weiteren Kämpfe mehr. Unglaublich das war wohl eine kurze aber heftige Auseinandersetzung und alles war danach klar. Als ich dann diese Tiere in die Grossgruppe setzte, hatte ich schon etwas Bammel, aber alles ging gut.

    Je mehr man erlebt hat, desto vorsichtiger geht man wohl an eine Vergesellschaftung. Schön, wenn alles reibungslos über die Bühne geht.

    Liebs Grüessli
    Renate
     
  8. Fray

    Fray VIP-User VIP

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    Hoi mitenand

    Ich bin von Anfang an recht gelassen mit VGs umgegangen und tu's auch heute noch, selbst nach ein-zwei recht heftigen Erlebnissen. Das Happigste, was ich je gesehen habe, war die VG bei meinen Kaninchen und den Neuzugängen: Da bin ich auch weggelaufen, habe aber statt einem Kaffee einen Schnaps getrunken ....

    Ich bin mir bewusst, dass wir jedesmal einfach ein Tier in eine bestehende Gruppe geben, die es zu akzeptieren haben. Ob es ihnen nunpasst oder nicht. Aber ich sage meinen Meeris jeweils, dass wir Zweibeins im Leben auch mit allerlei Leuten Umgang haben müssen, auch wenn der uns vielleicht nicht so gefällt. "Also reisst euch zusammen und tut nicht blöd", ist mein Kommando. :)
    Der Vorteil bei einer etwas grösseren Gruppe ist, dass der Neuankömmling bestimmt irgendwo Anschluss findet.

    Bei mir hat's im Laufe der vergangenen Jahre immer wieder Veränderungen in beiden Gruppen gegeben und die Meeris sind sich glaub's bald daran gewöhnt, dass halt immer mal wieder eine neue Nase in Erscheinung tritt. Das dürfte wohl auch ein Vorteil sein, als wenn plötzlich eine jahrelang eingespielte Klein-Gruppe aufgemischt wird.

    Ich habe hier alles schon gehabt, obwohl meine Ruhe immer dieselbe ist: Von der traumhaften VG von Goldi, die einfach zur Gruppe hin watschelte und sofort akzeptiert wurde, bis zum messerscharfen Biss von Zora, die Mamba damit einen Druckverband am Hinterlauf bescherte, damit sie nicht ausblutete. Sie hat sich aber auch wie eine Klapperschlange aufgeführt! Aber danach war Ruhe und Mamba war recht schnell anständig mit den andern und ist es bis heute geblieben. Nach so einer heftigen Korrektur muss aber Schluss sein, das ist klar, sonst muss getrennt werden.

    Ich denke, dass das ruhige und positiv denkende Verhalten von uns Zweibeins ganz bestimmt Einfluss auf die VG hat. Wenn aber zwei aufeinanderprallen, die absolut nichts miteinender anfangen können oder gar eine Verhaltensstörung vorliegt, verliert unser Einfluss an Stärke. Da dringt die Natur der gruppensozialen Tiere durch, der wir nur mit Respekt begnen können und nach dem optimalsten Fall für das betreffende Tier zu suchen haben. Bachblüten können natürlich auch immer in den Einsatz kommen, unsere Süsse sprechen ja ganz wunderbar darauf an, wenn die richtigen Blüten ausgewählt wurden.

    Interessant ist's aber allemal, was für Kräfte in unseren Kleinen stecken. :)

    Liebi Grüess,
    Gabriela
     
  9. Nadia

    Nadia Erfahrener Benutzer

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    Hallo zäme

    Also ich muss sagen, dass ich bei der VG von Meerschweinchen sehr gelassen bin. Ich mach das meistens so, dass ich das neue Meeri ins Gehege bzw. ins Gartenhäuschen setze, etwas zuschaue und dann wieder weggehe. Bis bei mir jeder auf jeden trifft dauert das meist sowieso lange. Natürlich beobachte ich meine Tiere dann öfter, aber ich versuche auch schon im vornherein abzuklären ob der Kandidat ins Rudel passt oder nicht. Ich habe aber eine Gruppe von 12 Meerschweinchen und genügend Platz, dass die Meeris sich aus dem Weg gehen können. Wenn ich einen älteren Kastraten dazusetze kann es schon mal vorkommen, dass die Rangordnung geklärt werden muss, solange es nicht allzuschlimm wird, alle gut fressen und es auch wieder ruhig wird, schreite ich gar nicht ein.

    Ich muss dazu sagen, dass ich ebenfalls Kaninchen halte und auch dort schon einige VG gemacht habe. Wer weiss wie es da fast immer zu und hergeht, kann vielleicht etwas verstehen, dass ich bei den Meeris viel ruhiger bin. Sie sind doch viel einfacher zusammenzuführen als Kaninchen.....aber auch da gilt sicher: "keine Regel ohne Ausnahme"!!

    Liebi Grüessli
    Nadia
     
  10. karin007

    karin007 Prominenter Benutzer

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    Mal wieder sehr interessant:D

    Ja die lieben Vergesellschaftungen... Bei mir kommts halt immer darauf an, wen vergesellschafte ich.

    Bei Babies gibts nur ein rein und gut ist. Egal ob Weibchen oder Kastrat, denn wenns fetzt, dann erst wenn die kleinen mal grösser und älter sind aber diese Reibereien sind dann auch nicht so schlimm. Da meine Gruppe halt relativ gross ist, interessiert es meist auch kein Schwein, ob jetzt da noch eins mehr oder weniger herumwuselt. Es gibt meistens eins oder zwei Weibchen die mal hinterherschnüfflen müssen oder mal wegjagen aber das wars dann auch schon.

    Mit Erwachsenen wäge ich dann schon eher ab, könnte es klappen oder eher nicht. Bei solchen wo ich wirklich mit Streit und Blut gerechnet habe, gabs höchstens etwas gezanke und bei anderen wars wirklich schlimm und brachte meine ganze Truppe durcheinander... Allerdings musste ich bis jetzt noch nie irgenwen wieder trennen (bis auf einmal, aber da hatte ich einfach zu wenig Geduld:D)

    Die "schönste" Vergesellschaftung gabs bei mir in der Kastratengruppe (damals 5 Kastraten), als ich einen Bock *bock* dazu setzte. Ich hatte wirklich Bammel, denn Pesche (der Bockbock) war sehr dominant und lebte bis dahin in einer Zweiergruppe er war schon über 4 Jahre alt... Ich habe dann zuerst mit einem Gitter etwas abgetrennt damit sie sich mal beschnuppern konnten. Hui also wenn sie gekonnt hätten, hätten sie sich durchs Gitter gefressen:eek: Ich dachte schon, das funktioniert nie und nimmer. Dann haben sich aber Sanga und Sunny, die beiden "höchsten" der Kastraten gezofft was das Zeug hielt und dann dachte ich, wisst ihr was, wenn ihr schon streiten wollt, dann bitte richtig und habe das Gitter entfernt.
    Pesches Reaktion werde ich nie wieder vergessen: Er hat alles beschnuppert, hat gegluckst und hat sich gefreut wie ein kleines Kind. Ich habe noch nie in meinem Leben so ein glückliches Meersäuli gesehen. Auch gestritten haben sie sich nicht wirklich, mal ein wenig gejagt aber das wars auch schon. Pesche war ein wirklich kluges Säuli, er hat sich nie mit Sanga angelegt und wollte ihm den Chefposten streitig machen.

    So genug ausgeschweift:dragon_hop:
     
  11. Prezzi

    Prezzi VIP-User VIP

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    Hoi zäme

    Ich gehöre auch zu denjenigen, die es mit den VGs eher locker nehmen. :bl3: Das hat aber sicher auch damit zu tun, dass ich in meinen über zwanzig Jahren Meerihaltung vorwiegend positive Erfahrungen gemacht habe und bisher zum Glück noch nie eine VG abbrechen musste. Natürlich ist es auch hier schon öfters turbulent zu und her gegangen; ich hatte auch schon „Meerschweinchenknäuel“ und anschliessend blutige Nasen zu verarzten. :eek: Aber bisher war nach solchen Auseinandersetzungen die Sache immer geklärt und die Muiger gingen zur friedlichen Tagesordnung über. Ich habe es sogar schon einige Male erlebt, dass zwei Schweinchen, welche zu Beginn ziemlich gegeneinander gestänkert hatten, nach einiger Zeit bestens miteinander klar kamen und häufig zusammen unterwegs waren... :D

    Ich denke, wenn ein wirklich grosses und gut strukturiertes Gehege vorhanden ist, lohnt es sich, wenn Zweibein die Nerven behält und es schafft, bei Streitereien noch etwas abzuwarten. Wenn sich ein neuer Boss oder eine neue Chefin im Gehege gegen starke Konkurrenz durchsetzen muss, kann es schon mal etwas dauern, bis alles geklärt ist. Häufig läuft das ja dann so ab, dass das angehende Chefschwein immer mal wieder seine Runden durch das ganze Gehege dreht und alles verscheucht, was ihm gerade vor der Nase rumwuselt. Also z.B. „systematisch“ rein in alle Häuschen und Unterstände, so dass die Schweinchen, die gerade dort sitzen, verschwinden und ein neues Plätzli aufsuchen müssen. :wein: Das Chefschwein markiert ganz klar Präsenz und verlangt „freie Bahn“ für sich. Und auch unter den anderen Rudelmitgliedern werden die Ränge neu verhandelt. Wenn genug Platz vorhanden ist, finden die Tiere trotzdem immer mal wieder ein ruhiges Plätzchen, wo sie sich zwischendurch zurückziehen können. Ich finde es auch faszinierend zu beobachten, wie sich das Ganze entwickelt. Sobald sich flüssig eingespielt hat, wer vor wem auszuweichen hat, kehrt wieder Ruhe ein. Und plötzlich schafft es das Rudel wieder, dass alle sich gemeinsam um den Heuberg oder den Futternapf versammeln und in derselben Gehegehälfte ein Nickerchen halten dürfen. :tobed:

    Wie gesagt, ich habe bisher Glück gehabt mit meinen VGs. Allerdings hat es sich bei mir (fast) immer um Fälle gehandelt, wo eigentlich keine grösseren Probleme zu erwarten waren, d.h. Haremsgruppen mit einem Kastraten, reine Weibchengruppen (gibt’s bei mir unterdessen nicht mehr) oder reine Kastratengruppen mit gut sozialisierten Tieren, die auch vorher schon in Männergesellschaft gelebt hatten. Natürlich weiss ich, dass es auch da manchmal anders laufen kann, und verstehe alle, die den Bammel haben vor VGs, nachdem sie mal so was richtig Happiges miterleben mussten. :3:

    Wenn kranke oder alte und geschwächte Tiere im Rudel sind oder wenn ein schlecht sozialisiertes Schweinchen integriert werden soll, kann es nämlich auch bei normalerweise unproblematischen Konstellationen ganz anders aussehen. Als Beispiele, wo eine (zum Zeitpunkt der VG noch nicht bekannte) Krankheit die VG erschwerte oder gar verunmöglichte, kommen mir spontan die Probleme mit Kenia und Yael bei Locke oder Liebling und Mandy bei Herzensbrecher in den Sinn. :confused:

    Und auch einmalige Beissereien bei Rangkämpfen, wo nachher wirklich Ruhe einkehrt, können leider ganz blöde Verletzungen verursachen, so dass Zweibein anschliessend fleissig rumdoktern muss und auch das verletzte Schweini einiges zu leiden hat. Bei mir hat einmal ein Kasträtli nach einer Rauferei einen Abszess im Nasenbereich entwickelt, der die Zahnsubstanz bei einem der oberen Schneidezähne geschädigt hat. Zwirbeli hat sich zwar anschliessend mit seinem Kumpel Mäxli gut verstanden, er musste sich jedoch für den Rest seines Schweinchenlebens mit drei Schneidezähnen und einem immer mal wieder bröckelig nachwachsenden vierten durchschlagen. Dies bescherte ihm diverse Zahnkorrekturen, und gestorben ist er schliesslich an einer Blähung, als nach einer Zahnkorrektur die Verdauung völlig aus dem Lot geraten war... :wein: Noch viel schlimmer ausgegangen ist so was leider auch bei Renate (Albinoigel), wo die verhaltensgestörte Lilly dem Kastraten in ihrer Gruppe so üble Verletzungen zugefügt hat, dass er schliesslich eingeschläfert werden musste. Dass solche Erlebnisse Angst machen vor weiteren VGs ist sehr verständlich. Und die Anspannung des Zweibeins überträgt sich dann wieder auf die Schweinchen...

    Ich finde VG-Berichte hier im Forum immer interessant. Und wenn es mal nicht so läuft, wie man’s gerne hätte, bekommt man viele Tipps von erfahrenen Haltern. In ganz verfahrenen Situationen durften ja auch schon problematische Tiere in ein anderes besser passendes Rudel umziehen zu einem Zweibein mit viel Erfahrung mit schwierigen VG’s - das ist dann einfach Gold wert. :top:

    Leider trifft man doch immer mal wieder auf schlecht sozialisierte Meerschweinchen. Nach meiner Erfahrung sind es häufig Tiere, die sehr früh schon von Mutter und Geschwistern getrennt wurden und dann alleine oder in Zweierhaltung aufwuchsen. Und manche wurden wohl auch traumatisiert durch falsche Haltungsbedingungen. Eine VG in einem 120er Käfig ist eine absolute Zumutung für die Schweinchen; da sind Keilereien vorprogrammiert, und sogar die normalerweise völlig problemlose Integration von Meeri-Babies kann unter solchen Umständen gründlich daneben gehen. :confused:

    Nur so zur Illustration: Ich kann mich noch gut an die nicht sehr rühmlichen Anfänge der Meerihaltung in meiner Kindheit erinnern, als mein Lieblingsschweinchen Sugus (ein Weibchen) als „gestört“ galt, weil es mit Beissen reagierte, wenn man ein anderes Meeri zu ihm in seinen viel zu kleinen Käfig setzte. In der Folge musste es sein Schweinchenleben in Einzelhaft verbringen, genauso wie das Meerimädel meines Bruders, das ebenfalls in einem trostlosen Einzelböxchen sass. :n045: Wir haben uns allerdings gewundert, weshalb die beiden Schweinchen sich vertragen haben, wenn sie in den Ferien bei meinen Grosseltern in einem grosszügigen Auslaufgitter für Kaninchen gemeinsam auf der Wiese grasen durften... :schaf:

    Es ist daher vor allem Anfängern sehr zu empfehlen, dass sie sich ihre Schweinchen von einer seriösen Zucht oder Auffangstation holen. So kann man davon ausgehen, dass die Tiere gut sozialisiert sind und ins Rudel passen, und bei allfälligen Problemen steht eine erfahrene Person mit Rat und Tat zur Seite. Auch Haltungsfehler können zur Sprache gebracht und anschliessend korrigiert werden; ebenso wird von ungünstigen Gruppenkonstellationen abgeraten. Wie z.B. bei meiner Arbeitskollegin: Die Familie wollte ihr Dreiergrüppli um ein weiteres Schweinchen aufstocken und hat einen zweiten Kastraten dazugesetzt, weil der eben sooo süss aussah und man ihnen erzählte, das sein kein Problem. Bis jetzt funktioniert die Gruppe noch, wenn auch nicht besonders harmonisch, und ich bin mir nicht sicher, ob das auf Dauer gut geht. Wenn nicht, braucht dann wohl mal wieder ein Kasträtli dringend ein neues Zuhause...