Frühkastrat besteigt Weibchen

Dieses Thema im Forum "Verhalten" wurde erstellt von nadja, 30. Mai 2006.

  1. nadja

    nadja Prominenter Benutzer

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    1.579
    Da bleiben wir doch gleich beim Thema:

    Mein Kastrat ist frühkastriert und besteigt die Damen auch noch. Ist denn das normal??? ...übrigens komisch, er besteigt nur Cayenne, ein ehemaliges Zuchtmeeri von Gabi, die bei mir die Pension verbringt. Kann es sein, dass er es 'riecht', dass sie schon Junge hatte? Ich dachte mir, der Trieb sei mit der Kastration weg...
     
  2. Piri

    Piri Prominenter Benutzer

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    Eigentlich heisst es ja, dass Frühkastranten gar nie solches Verhalten zeigen, da sie ja vor der Geschlechtsreife kastriert wurden, aber ich habe auch so einen Frühkastranten der sich wie ein völlig "normales" Männchen benimmt. Eigentlich ändert eine Kastration nur sehr wenig am Verhalten der Männchen, diese wissen ja gar nicht, dass sie kastriert sind. Bei meinem Ex-Deckbock ist mir einfach aufgefallen, dass er nicht mehr so ausdauernd die Weibchen umschwärmt wie früher, aber wenn mal eines brünstig ist, dann ist er wieder ganz der Alte.;)
    Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass dein Kastrant riecht, dass Cayenne schon Junge hatte.
    Lg Annina
     
  3. Gabi

    Gabi Guest

    Naja, also Frühkastrat ist halt auch nicht Frühkastrat, oder? Die Herren haben auch noch charakterliche Unterschiede.
    Zuallererst aber mal wird der Begriff "Frühkastration" ziemlich unterschiedlich ausgelegt. Manche nennen es auch noch eine Frühkastration, wenn der junge Bock bereits fast zwei Monate alt ist... aber für einen Tierarzt, der normalerweise erst mit 500 Gramm operiert, ist das natürlich schon sehr früh ;)

    Ich selber betrachte nur Kastrationen bis 250 Gramm als wirkliche Frühkastrationen, nachher sind das für mich einfach normale Kastraten.

    Mindestens so wichtig wie der Zeitpunkt der OP ist aber die Gruppe, in der so ein Jungbock aufwächst. Ich habe selber schon einen jungen Bock aus dem Bekanntenkreis zum TA mitgenommen, der wog da grad mal 202 Gramm und war knapp drei Wochen alt. Also das war ganz bestimmt früh! Er ist dann aber mit der Mutter zusammen aufgewachsen, ohne andere Meeris und vor allem ohne erwachsenen Bock oder Kastraten.
    Im Alter von gut zwei Monaten hatte der Bengel dann schon ein derartiges Ego, dass er, zusammen mit seiner Mutter bei mir in den Ferien, auf einen viermonatigen, doppelt so grossen Kastraten losging und den hemmungslos verprügelte... von wegen sanft und umgänglich dank Frühkastration. Ha.

    Nach diesen Ferien wurde er übrigens dann subitissimo ins grosse Rudel gesetzt, obwohls mitten im Winter war und er im Haus zur Welt gekommen ist (darum auch bis dahin mit der Mutter allein, alle andern waren draussen).
    Der ausgewachsene Kastrat hat ihn kurz gemassregelt, das hat er sofort begriffen und war von Stund an ein netter, umgänglicher Kerl, wies sich gehört. Wäre er hingegen zu einer reinen Weibchengruppe gekommen, so mache ich jede Wette, dann hätte er wunderbar den Macho rausgehängt.

    Wenn also ein junger Kastrat mit ausgewachsenen, selbstsicheren Kastraten oder Böcken aufwächst, sind die Chancen ganz bestimmt viel grösser, dass seine männlichen Triebe gebremst werden und er nicht so wild herauskommt.

    Aber auch da gibts immer wieder Ausnahmen: manchmal ist der Charakter einfach stärker, da ist dann nichts zu machen. Das kann schon mit zwei, drei Monaten durchschlagen, genausogut aber auch erst mit etwa sechs Monaten. Und in einzelnen Fällen läuft alles wunderbar - und plötzlich, wenn der Kastrat ungefähr ein Jahr alt ist, hat er den grossen Rappel und wills wissen. So genau kann man das gar nicht voraussagen.

    Schliesslich spielt dann auch noch eine Rolle, mit welchen Weibchen der oder die Kastraten zusammenleben. Mein Gandalf etwa (nicht frühkastriert) hat sich als Einjähriger vom ersten Tag an problemlos mit dem anderthalbjährigen Tassilo vertragen und hat sich bei den Weibchen schön hinten angestellt. Nur wenn Tassilo kein Interesse bekundete, hat er Annäherungsversuche gemacht. Bis... eines Tages Mona in die Gruppe kam. Bei der verstand er keinen Spass, als sie zum ersten Mal brommselig war, hat er drei Tage lang dem armen Tassilo die Hölle heissgemacht.
    Hinterher war aber wieder Ruhe, es ging ihm ausschliesslich nur um Mona, nicht um die andern und nicht ums Prinzip.

    Liebe Grüsse
    Gabi
     
  4. Piri

    Piri Prominenter Benutzer

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    1.231
    @Gabi

    Ja genau so war es mit meinem Lucky. Er ist der Sohn meines "Alpha"weibchens und des Rudelchefs und ist 4 Wochen lang nur mit Mutter und Schwester zusammen gewesen. Der kleine Kerl fing schon im Alter von einer Woche an, herumzubrommseln. Mit 2 1/2 Wochen und einem Gewicht von 200g liess ich ihn dann kastrieren. Als er dann ins Rudel kam (wo es schon zwei erwachsene Kastranten hatte), meinte er zuerst, er könne es mit meinem Rudelchef Quirli aufnehmen. Grosse Streitereien gab es nicht, aber Quirli machte seinem Sohn natürlich sofort klar, wer der Chef sei. Der andere Kastrant hingegen musste sich schon bald einmal hinten anstellen. Lucky ist bis heute sehr dominant (seine Schwester übrigens genauso), doch mit seinem Vater versteht er sich ausgezeichnet. Mein zweiter Frühkastrant, mein 1-jähriger Nemo ist hingegen sehr unterwürfig und ich habe ihn noch nie bromseln gehört. Er wurde von den beiden Anführern deshalb auch problemlos akzeptiert.
    Ist Dominanz eigentlich vererbbar (wie zum Beispiel in Wolsrudel)?
    Lg Annina
     
  5. Gabi

    Gabi Guest

    Garantiert ist Dominanz bis zu einem gewissen Grad vererbbar! Und umgekehrt wird auch ein besonders gutmütiges, umgängliches Wesen teilweise weitergegeben. Wieviel aber letztendlich angeboren ist und wieviel dazugelernt durch eine gute Umgebung (Gruppe), kann man natürlich nie so richtig abschätzen. Aber es gibt doch wirklich einige ZüchterInnen, die nicht nur auf Aussehen züchten, sondern die ihre Zuchttier auch nach Charaktereigenschaften wählen.

    Gruss
    Gabi
     
  6. Grischa

    Grischa Prominenter Benutzer

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    1.934
    Hallo Zusammen

    Unser Jerry wurde im Rudel von 5 Weibchen und 1 Kastrat hineingeboren (sept 05) und wächst zusammen mit 2 gleichaltrigen Schwestern (also insgesamt 9 Meeris) auf. Er wurde mit 220g frühkastriert. Doch er bromselt und wackelt mit dem Hintern wie ein Wilder weiter, den ganzen Tag lang. Nur das Lieblingsweibchen (Speedy) vom anderen Kastrat (Pönky) lässt er in Ruhe. Mit Pönky hat er sich ein paar mal angelegt, doch Pönky vermochte ihn in den Senkel zu stellen. Auch eine Wurfschwester (Emma) hat ihm mal richtig einen Zwick gegeben, der ihm wehgetan hat. Vor ihr hat er nun grossen Respekt!
    Da Jerry noch sichtlich kleiner und leichter ist (600g) als fasst alle anderen habe ich etwas Angst, dass er später nochmals auf die Idee des Chef-sein kommen könnte.

    Grüsse Susanne
     
  7. Nadia

    Nadia Erfahrener Benutzer

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    413
    Hallo zäme

    Mit der Kastration (oder Frühkastration) ist sicher der Trieb nicht weg!! Ich denke bloss es ist eben eminent wichtig, wie ein Kastrat aufwächst. Hat er nur Weibchen um sich kann es durchaus sein, dass er zum Macho mutiert. Lebt er aber in einer gemischten Gruppe mit mehreren kastrierten Männchen, lernt er wer das sagen hat und wird um ein Weibchen nur dann werben, wenn der Chef sicher nicht in der Nähe ist.
    Ich beobachte das dauernd in meiner Gruppe. Cimi ist ein Frühkastrat, aber er wirbt auch um die Weibchen. Wenn aber ein ranghöherer Kastrat in der Nähe ist, lässt er es bleiben oder wird postwendend in die Schranken gewiesen.

    Liebe Grüsse
    Nadia