Jacobskreuzkraut - giftig??

Dieses Thema im Forum "Ernährung und Pflege" wurde erstellt von Franziska, 28. Juli 2009.

  1. Franziska

    Franziska Guest

    Hallo miteinander,

    im deutschen Forum ist gerade wieder einmal die Giftigkeit des Jacobskreuzkrautes zur Sprache gekommen. Auch hier bei uns war dies schon einmal ein Thema.

    Nun ist interessanterweise die Meinung geäussert worden, für Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen sei das Jacobskreuzkraut nicht giftig resp. die Meeris könnten die Giftstoffe mit einem speziellen Enzym deaktivieren. Es wurden auch Studien zu dieser Theorie zitiert.

    Das finde ich sehr spannend, denn die Angst vor diesem Kreuzkraut ist doch sehr allgegenwärtig. Sollten wirklich zumindest wir Kleintierhalter aufatmen dürfen?

    Für Pferde, Rinder usw. bleibt natürlich nach wie vor höchste Vorsicht angezeigt!
     
  2. Fidelia

    Fidelia Erfahrener Benutzer

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    Vetpharm Uni ZH meint (Pflanze im Suchbegriff eingeben):

    http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?perldocs/toxsyqry.htm?inhalt_c.htm

    und ...

    Klinische Symptome
    Seneziose oder Schweinsberger Krankheit bei Pferd, Rind, Schaf, Ziege, Schwein und Geflügel, wobei die empfindlichsten Tierarten Pferd und Rind sind.

    Wie es aber wirklich bei Meerschweinchen u. Kaninchen aussieht, weiss ich auch nicht...
     
  3. Fray

    Fray VIP-User VIP

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    Hallo miteinander

    Man müsste vielleicht einmal die Erscheinungsjahre der Studien eruieren. Die Forschung schläft ja nicht. :)

    Die Infos aus Vetpharm basieren ja auch auf einschlägiger Literatur und die ist vielleicht nicht mehr so aktuell?

    Da das Kraut aber für alle anderen so toxisch ist, würde ich sagen, dass es auf der Wiese nach wie vor nichts verloren hat.

    Aber interessant ist das alleweil, danke für die Info.

    Liebi Grüess,
    Gabriela
     
  4. Franziska

    Franziska Guest

    Ich erlaube mir, ein Zitat aus dem oben erwähnten Thread im deutschen Forum hier einzustellen (falls Urmel damit nicht einverstanden ist oder dieses Zitieren gegen irgendwelche Forenregeln verstösst, müssen halt die Mods eingreifen):

    Die Studien sind also von 1982 bis 1995.
     
  5. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Huch Franziska, was hast Du denn für eine furchterregende Signatur!!!:narr: Da bin ich doch gleich erschrocken...:)

    Ich erinnere mich tatsächlich auch, schon vor Jahren irgendwo gelesen zu haben, dass Meerschweinchen viel resistenter seien gegenüber Pflanzengiften als andere Tiere.

    Aber eben, "ausprobieren" möchte das natürlich niemand...

    Vor dem Jakobs-Kreuzkraut habe ich auch einen Heidenbammel, vor allem weil es sich in den vergangenen Jahren stark ausgebreitet hat.
    Ich vermute, das liegt sogar am besser verbreiteten ökologischen Landbau, denn vor 30 - 40 Jahren haben alle Bauern kräftig gedüngt und gespritzt, was das Zeug hielt....da redete noch Mensch darüber, Brachland zu lassen, Trockenwiesen zu fördern und allgemein mehr Biotope für Kleinlebewesen anzubieten.

    Das Jakobs-Kreuzkraut braucht mageren, ungedüngten Boden und wächst z.B. gerne an Bahnborden. Solch magere Böden gibt es heute häufiger als früher, daher kann sich das Jakobskreuzkraut seit neustem viel kräftiger ausbreiten.

    Ich will damit natürlich absolut nicht sagen, man solle wieder düngen und spritzen wie wahnsinnig... nur muss man jetzt die Augen viel besser offen halten als früher und aufpassen, was man für Gras oder Heu füttert.
    Im getrockneten Zustand schadet es nicht, soviel ich weiss.
     
  6. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Hallo Franziska

    Die Gefahr geht bei dem Kraut von dem Wirkstoff Pyrrohizidien Alkaoide (PA) aus. Dieser führt zu einer Schädigung der Leber - auch beim Menschen. Im NDR lief am 9.6.2009 VISITE ein Beitrag darüber. Link.

    Ich selber habe Befürchtung, dass die langfristige Einnahme auch bei Meerschweinchen zu Schädigungen führt, selbst wenn sie ein Enzym aufweisen würden (diese Studien sind doch schon älter und Vetpharm dürfte über aktuellere verfügen), welches den Wirkstoff neutralisiert. In grossen Mengen würde ich das Risiko eh nie eingehen; es reicht wenn der Wirkstoff unbemerkt in den Kreislauf gerät.

    Vielleicht findet sich auf pubmed etwas.

    Lieben Gruss
    Jasmin
     
  7. Franziska

    Franziska Guest

    Oh doch, tut es - genau so wie im frischen: diese Pyrrolizidin-Alkaloide bauen sich eben nicht ab. Das ist eines der Probleme mit dem Kreuzkraut. Zitat von der sehr informativen und auch ziemlich erschreckenden Seite www.jacobskreuzkraut.de: "In Heu oder Silage, in denen Kreuzkraut enthalten ist, verlieren sich die natürlichen freßhemmenden Eigenschaften [frisches, nicht mehr ganz junges Kreuzkraut ist bitter und wird nicht gefressen], die toxische Wirkung jedoch nicht ."


    Ich auch nicht - ums Himmels willen! Aber weil ich eben auch solchen Bammel vor diesem Jacobskreuzkraut habe, fand ich die Diskussion im anderen Forum spannend und wollte hier darauf hinweisen.


    Jetzt bin ich übrigens grad von einer Graspflücktour auf der Weide "meines" Bauern zurück gekommen, bei dem ich auch das Heu beziehe. Und was sieht mein sensibilisiertes Auge :knfs: ??? Etwas, was mir bisher noch nie aufgefallen ist auf einer Wiese in der Umgebung:


    [​IMG]

    Gopf - das Jacobskreuzkraut :eek: !!!​




    P.S.
    Ich finde dieses pelzig-kecke Dingelchen einfach megasüss Herzaugen und konnte der Versuchung nicht widerstehen, mich auch mal an einer Signatur zu versuchen :d040: .
     
  8. Priska

    Priska Prominenter Benutzer

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    Bist du ganz sicher?
    (Ich bin eine botanische Niete - aber wenn ich ganz intensiv grabe, finde ich das letztjährige Merkblatt irgendwo....)

    Falls du ganz sicher bist, könntest du das Ding nicht pressen, damit ich es für unseren Meerikurs als Anschauungsobjekt ausleihen könnte?

    Gruss
    Priska
     
  9. Franziska

    Franziska Guest

    Leider, ja...


    Ich versuche es mit dem Pressen, aber ich weiss halt nicht, wie das herauskommt und ob man dann noch viel erkennt.
     
  10. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Ich weiss nur, dass der Wiesen-Pippau gerne mit dem Jakobs Kreuzkraut verwechselt wird, aber ich selber werde jedesmal auch wieder unsicher, wenn ich mir so eine stengelige, gelb blühende Pflanze am Wegrand anschaue...

    Hier ein paar Unterscheidungs-Merkmale:
    Wiesen-Pippau und Jakobs Kreuzkraut

    Als ich meine beiden Minischweine neu als Ferkel holte, habe ich auf ihrer Weide ALLE gelb blühenden, stengeligen Pflanzen mit Stumpf und Stiel ausgerupft und ausgestochen, es war eine Höllenarbeit!!!
    Hinterher habe ich gemerkt, dass das alles Wiesen-Pippau war, aber sicher ist sicher...

    Als Faustregel habe ich mir gemerkt, dass Wiesen-Pippau auf normalen, gedüngten Wiesen wächst, Jakobs Kreuzkraut jedoch auf mageren Böden oder steinigen Böschungen.

    Bei dieser Pflanze hier bin ich nicht sicher, ob das Wiesen-Pippau oder Jakobs Kreuzkraut ist.
     
  11. Franziska

    Franziska Guest

    Ich schon... ich bin nämlich keine "botanische Niete" :p030: , sondern ziemlich interessiert an der einheimischen Flora und auch einigermassen geübt darin, Pflanzen zu bestimmen. Das Ding auf meinem Foto ist KEIN Wiesenpippau :) . Dessen Blüten und Blätter sehen ja viel mehr "löwenzahnig" aus.

    Worüber ich mit mir diskutieren liesse, ist, ob es sich eventuell um eine andere Kreuz-/Greiskraut-Art als das Jacobs- handelt. Da gibt's ein paar, die doch recht ähnlich aussehen - allerdings sollten diese hier in der Region gar nicht vorkommen. Nein, ich bin zu über 99% sicher, dass es sich um das Jacobskreuzkraut handelt.
     
  12. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Liebe Franziska

    Claudio's Schreckensvision hast du da gerade erlebt.

    Ich denke, es sind alle Verwandten von Kreuzkräutern (Gattungen) gefährlich. Insbesondere eben für Pferde. Wobei die kontinuierliche Aufnahme von geringen Mengen ebenfalls zur Schädigung der Leber führt.

    Lieben Gruss
    Jasmin
     
  13. Fidelia

    Fidelia Erfahrener Benutzer

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    Hoi Franziska

    Zeig doch die Pflanze noch einem Fachmann, damit Du ganz sicher bist?
    Fabian hat in seinem neuen Job schon div. Pflanzenkurse in der kant. landw. Schule gemacht, das gibts sicher auch bei Euch, dort hats Fachleute und Stellen, wo man sowas zeigen kann, wohl auch via Fotos...

    Hier zb. eben die vom Aargau http://www.liebegg.ch/html/pflanzenschutzdienst_home.php
     
  14. Franziska

    Franziska Guest

    Danke Pascale - das wäre eine Möglichkeit. Wenn ich unsicher wäre, würde ich sowas probieren. Allerdings bin ich nicht unsicher - je länger ich mich damit befasse, desto weniger :p030: . Was ich da gefunden habe, IST Jacobskreuzkraut (auch wenns mir lieber wäre, es wäre Wiesenpippau...).


    @Priska: mein Pressversuch läuft und scheint gar nicht so schlecht zu klappen. Es gibt aber im Internet sowie in Pflanzenbüchern auch viele gute Bilder des Krautes - das wäre vielleicht fast informativer als ein getrocknetes Stück (ich hab ja nur einen kleinen Teil einer Pflanze abgepflückt und mitgenommen).
     
  15. Priska

    Priska Prominenter Benutzer

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    Ja, klar - ich werde sicher auch Bilderaus dem Internet stehlen.
    Aber "anschaulicheres" Material ist eben immer auch toll (ich habe auch ein ganzes landwirtschaftliches Herbarium, das ich mal dem Lehrling im Landdienst habe machen helfen - da kann ich auch die Futterpflanzen "richtiger" zeigen als bloss auf Fotos.....)

    Gruss
    Priska
     
  16. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Ich habe heute ebenfalls so "sparrige, gelb blühende Pflanzen" angetroffen am Wegrand, die ich mir morgen beim Vorbeifahren mitnehmen will.

    Ich glaube auch, dass das Kraut, das Franziska gefunden hat, Jakobs Kreuzkraut ist, aber trotzdem grüble ich darüber nach, welche eindeutigen Merkmale oder Esels-Brücken es eigentlich gibt, um diese beiden Pflanzen voneinander zu unterscheiden.

    Mein momentaner Anhaltspunkt ist nur die Anzahl der gelben Zungenblätter, die ungefähr 13 sein sollen beim Jakobs Kreuzkraut, also rel. "spärlich" verteilt im Kreis der Korbblüte.
    Beim Wiesen-Pippau gibt es viel mehr Zungenblätter, der sieht eher Löwenzahn-ähnlich aus und etwas "pompöser" aus.

    Der zweite Anhaltspunkt ist der Standort: Auf fetten, gut gedüngten Wiesen ist es eher der (unschuldige) Wiesen-Pippau, an Wegrändern und Böschungen ist es das Kreuzkraut.

    Hat jemand noch mehr Anhaltspunkte oder eindeutige Unterscheidungs-Merkmale?

    Gut... wobei man eigentlich alles dieses gelb blühende Stauden-Zeug sowieso nicht verfüttern sollte, um auf der sicheren Seite zu sein, egal, ob es Pippau oder Kreuzkraut ist.
     
  17. Marie

    Marie Erfahrener Benutzer

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    Also wenn ich die Bilder von Wiesen-Pippau und Jacobs-Kreuzkraut vergleiche, dann fällt mir als Unterschied vor allem folgendes auf:

    Das Jacobs-Kreuzkraut hat eine Blüte wie eine Margrite, also in der Mitte ein "Knubbel", und darum herum einzelne schmale Blütenblätter.

    Der Wiesen-Pippau hingegen hat keinen "Knubbel" in der Mitte, sonder besteht nur aus länglichen, schmalen, unterschiedlich langen Blütenblättern, so ähnlich wie ein Löwenzahn.

    Gruess,
    Marie
     
  18. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Heute habe ich mein entdecktes Jakobs-Kreuzkraut photographiert.

    Hier mal die Uebersicht, typisch am Wegrand auf "magerem" Boden:
    [​IMG]

    Einige Details:
    [​IMG]

    Und noch die ganze Pflanze von nahem:
    [​IMG]

    @Priska, Du darfst die Photos gerne nehmen als Dokumentation. Ich habe noch mehr davon, falls nötig.
     
  19. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Hallo

    Nachdem in einem Supermarkt-Discounter in Deutschland Jakobskraut zwischen Rucola gefunden wurde, kam heute diese Sendung im ZDF.

    Interessant ist, dass hierbei erwähnt wurde, dass alle Lebewesen mit Leberfunktionen davon betroffen sind.

    Ich glaube immer weniger daran, dass es den Meerschweinchen nichts ausmachen soll. Gerade weil der schädigende Stoff nicht abgebaut wird, sondern sich ansammelt und zum Versagen der Leber führt.

    Gruss
    Jasmin
     
  20. Getorix2

    Getorix2 Erfahrener Benutzer

    Registriert seit:
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    235
    Hallo,

    ich hab beim Velofahren mitten in Zürich auch schon Jakobskreuzkraut entdeckt (50 - 100 Pflänzchen) und diese dann gemeldet. Ein paar Tage später waren dann alle Pflänchen fein säuberlich ausgestochen. Das Amt nimmt die Kreuzkrautbekämpfung also ernst und geht Meldungen nach :).

    in der Zusammenfassung der erwähnten Studie (hab nur mal die mit den Kaninchen angeschaut) steht nicht, dass es nichts macht, sondern nur, dass die Kaninchen nicht starben, obwohl man ihnen während langer Zeit Unmengen dieser Pflanzen verfüttert hat. Leberveränderungen konnten die Forscher jedoch durchaus beobachten.



    Ich bin auch nicht so er Planzenexperte,
    aber Pippau-Arten und Kreuzkräuter unterscheiden ist keine Zauberei, das einzige, was sich ähnlich ist, ist die Farbe der Blüte und deren Grösse.

    (gut, wenn man die Planzen nur von Fotos oder gar von beschreibungen kennt, ist es nicht einfach - damit hab ich auch immer Mühe)

    - die Rosetten-Blätter sind anders
    - die Stängel sind anders
    - die Blätter am Stängel sind anders
    - der Aufbau der Blüten ist anders
    - Standort ist meist anders

    Da ich mit Aussehensbeschreibungen jeweils nicht viel anfangen kann (und hr mit meinem Pippaublüten sind einheitlicher, "wuscheliger" vermutlich auch nicht ;) ), hier der Verweis auf Bilder mit Detailaufnahmen:

    Wiesenpippau
    http://www.kuleuven-kortrijk.be/bioweb/?lang=du&detail=507&titel=Wiesen-Pippau - Crepis biennis

    Löwenzahnpippau
    http://www.kuleuven-kortrijk.be/bio...orpha / Crepis vesicaria subsp. taraxacifolia

    Jacobs-Kreuzkraut
    http://www.kuleuven-kortrijk.be/bio...s subsp. vulgaris - Jakobs-Greiskraut

    Liebe Grüsse
    Lina