Vergesellschaftung mit Zoff

Dieses Thema im Forum "Verhalten" wurde erstellt von Mickyknopf, 1. April 2010.

  1. Mickyknopf

    Mickyknopf Neuer Benutzer

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    Hallo Kaninchenfreunde

    Ich habe Probleme bei meiner Vergesellschaftung…
    In eine bestehende Gruppe (Alter 1-4 Jahre) aus einem Kastraten und drei Weibchen, habe ich einen weiteren Kastraten gesetzt (er ist ein Fundhase, Alter schätze ich auf 1-2 Jahre, wurde kastriert).
    Seit zwei Wochen leben alle fünf zusammen. Wobei sich die beiden Männer nicht wirklich leiden können. Es gab eine Menge Zoff und der alte Kastrat ist verletzt und flüchtet vor dem anderen. Der Neue gibt aber keine Ruhe. Immer wieder verfolgt er ihn, beisst ihn in den Hintern und in die Wunde bis dieser quiekt. Ich hatte gehofft, dass sich die Antipathie legt, was aber nicht der Fall ist. Im Gegenteil, der Neue legt sich mit dem nächsten Kaninchen an. Er verfolgt nun das ängstlichste Weibchen und beisst ihr in den Hintern, hält sie so fest bis diese zu quieken anfängt. Das war zuviel des Guten, ich habe ihn kurzerhand aus der Gruppe genommen.

    Ich weiss, es ist schwer für Aussenstehende die Situation einzuschätzen, aber ich brauche ein wenig seelischen Beistand. Wie schätzt ihr die Situation ein?

    Es ist genügend Platz vorhanden. Sie leben in Aussenhaltung in einem zweigeschossigen Stall + Auslauf 12 qm + zusätzlichen Wochenend- und Feierabendauslauf von 50 qm.

    Liebe Grüsse
    Mickyknopf
     
  2. Reni

    Reni Prominenter Benutzer

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    Hallo
    Als Faustregel gilt pro 2-3 Häsinnen 1 Kastrat.

    Demzufolge, hättest du zuwenig Häsinnen im Rudel.

    Dazu kommt, dass wenn beide Rammler Spätkastraten sind, beide die Chefposition übernehmen möchten für die Häsinnen. Diese Rangordnungskämpfe dauern von ein paar Tagen bis einige Monate, je nach dem wie dominant die Tiere sind. Müssen die Tiere über nacht eingestallt werden, so zieht sich das ganze länger hinaus und ist auch nicht ideal da die Tiere im Stall gar nicht weichen können, auch wenn dieser Gross ist.

    Ich persönlich würde 2-3 Häsinnen dazunehmen je nach Platz. Die Chancen dass es dann klappt sind grösser.

    Vorerst im Gehege für viele Verstecke und Ausweichmöglichkeiten sorgen, damit die flüchtenden Kaninchen eine Möglichkeit haben ihm zu entkommen.

    LG Reni
     
  3. Mickyknopf

    Mickyknopf Neuer Benutzer

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    Hallo Reni. Vielen Dank für deine Antwort.

    Ja, mit der Rudelzusammenstellung ist das so eine Sache. Der eine rät das, der andere das. Ich hatte mich erkundigt und es hiess häufig "mehr Weibchen als Kastraten". Das ist bei mir der Fall, klappt aber leider nicht wirklich.
    Mehr Kaninchen kann ich mir leider nicht mehr zulegen.

    Wenn sich der Neue mit dem anderen Mann zofft, verstehe ich das ja noch. Aber warum geht er nach zwei Wochen auf das Weibchen los, das ihm in keinster Weise etwas tut?

    Grüessli
    Mickyknopf
     
  4. Nini

    Nini Erfahrener Benutzer

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    Hast die Vergesellschaftung im neutralen Raum gemacht?

    Zudem können Vergesellschaftungen über Wochen dauern. ;-)
     
  5. Mickyknopf

    Mickyknopf Neuer Benutzer

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    Ja, es war auf neutralem Raum, sie haben sich gezofft, zwischen den Mädels und dem Neuen lief es relativ schnell gut, mit dem anderen Kastraten nicht. Der Alte hat dann klein beigegeben und geht dem Neuen aus dem Weg. Der Neue jagt ihn hin und wieder, aber es gibt kein Fellfliegen mehr. Da dachte ich auch "die brauchen einfach noch ein wenig Zeit" bis sie sich leiden können. Aber, dass der Neue jetzt nach zwei Wochen gegen eines der Weibchen böse wird, das macht mich ratlos und frustriert.
    Ich mache mir endlos Gedanken, wie ich die fünf erfolgreich zusammenbringen könnte: Bachblütentropfen (bringen nicht den gewünschten Erfolg), Maulkorb (ist natürlich nicht möglich), Schutzwesten für die Opfer (wohl nicht machbar)... Ich bin absolut ratlos :(
     
  6. Nini

    Nini Erfahrener Benutzer

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    Was heisst denn "böse wird" ?

    Fellflug? Wunden? Jagen? Vertreiben?

    Wann ist es schlimmer? Beim Fressen?
     
  7. Mickyknopf

    Mickyknopf Neuer Benutzer

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    Der "böse wird"-Fall war heute morgen (zur Fütterungszeit). Der Neue ist dem Weibchen hinterhergejagt, hat sie in den Rücken gebissen und nicht mehr losgelassen bis das Weibchen zu quieken angefangen hat. Es ist weder Fell geflogen, noch hat es eine Verletzung gegeben.

    Ist das normal?? Mir tut das bis ins Mark weh, wenn ich ein Kaninchen schreien höre. Bin ich zu ziemperlich? Aber nachdem der andere Kastrat bereits zwei wirkliche Bisse im Rücken/Hintern abbekommen hat, denke ich, dass das kein weiteres Kaninchen durchmachen muss.

    Meinst du es hat etwas mit der Fütterung zu tun? Kann ich da etwas anders machen um die Situation zu entschärfen? (Ich lege bereits an vier verschieden Stellen im Stall das Futter aus.)
     
  8. Nini

    Nini Erfahrener Benutzer

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    Hört sich so an, als ob der neuere Rammler die Führung des Rundels übernehmen will.

    Kaninchen quiken auch, um ihre Unterwürfigkeit zu zeigen. Kaninchenbabys machen das auch ab und an. Es soll dem Jagenden zeigen, dass es Angst hat und keinen Streit will (mal ganz banal ausgedrückt).

    Ich würde bei der nächsten Fütterung das Futter wirklich grosszügig überall verteilen. Auch kleinere Stücke anbieten, damit man sich auch in eine Ecke verziehen kann ;-)
     
  9. Nadia

    Nadia Erfahrener Benutzer

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    Hallo

    Es ist immer schwierig ein neues Kaninchen in eine bestehende Gruppe zu setzen und man muss wissen, dass alles passieren kann, die Karten werden quasi neu gemischt! In deinem Fall ist es sicher so, dass der Neue ein sehr dominantes Tier ist und sich ganz klar mal behaupten will. Jagerei, Fellflug auch gegenüber Weibchen ist somit sicher normal. Es gibt auch Kastraten, die keine weiteren Kastraten in der Gruppe dulden und den anderen bis zur totalen Erschöpfung jagen. Wenn du jetzt den neuen Kastraten aus der Gruppe genommen hast, musst du die Vergesellschaftung ganz neu starten, es fängt alles von vorne an.

    In deinem Fall wäre wichtig zu wissen, ob die Tiere noch im neutralen Raum sind (oder wielange sie dort waren, ob es dort geklappt hat oder nicht) und wie gross dieser ist, wie eingerichtet etc. Haben alle Tiere gefressen? Wie schlimm sind die Bisswunden? Wie verhält sich die Gruppe jetzt wo der Neue weg ist?

    Ich denke man kann so aus der Ferne nicht sagen, es geht oder es geht nicht, es braucht manchmal viel Zeit und vorallem Nerven bis eine Vergesellschaftung funktioniert. Es gibt aber auch wenige Fälle wo Tiere nicht miteinander können und da hilft alles Wollen des Halters nicht.

    Liebe Grüsse
    Nadia
     
  10. Mickyknopf

    Mickyknopf Neuer Benutzer

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    Hallo zusammen

    Ich wollte mich nicht so sang- und klanglos davonstehlen und mich noch bei allen bedanken, die mich unterstützt und beraten haben.
    Auf die Gefahr hin, dass sich alle verzoffen, habe ich den Übeltäter am Donnnerstagabend wieder zur Gruppe gesetzt. Zum Glück haben sie sich noch nicht "vergessen" und es gab keine zusätzlichen Probleme. Über die Feiertage konnte ich mich den fünf Hopplern intensiv widmen und habe allen regelmässig Bachblütentropfen verabreicht. Keine Ahnung, ob es wirklich etwas gebracht hat, aber ich bin der Meinung, dass sich die Lage entspannt hat und bin guter Dinge, dass es doch noch zu einem guten Ende kommt.

    Liebe Hasengrüsse
    Mickyknopf
     
  11. Nini

    Nini Erfahrener Benutzer

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    Na super! [​IMG]